Mild, grau und trocken mit kaltem Finale
Hurrikan "Sandy" bescherte gröĂtes Sturmfeld seit Messbeginn

Bilanz: trocken mit 74,5 % Regen - recht mild / Abweichung: +1,50 Grad
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Mit einem TemperaturĂŒberschuss von rund 1 1/2 Grad, aber nur etwa drei Viertel der monatsĂŒblichen Regenmenge und der klimatischen Sonnenscheindauer, bilanzierte der vergangene November ĂŒberdurchschnittlich mild und trockener als im Durchschnitt der Jahre, dabei jedoch hĂ€ufig trĂŒb. Zwar startete der letzte der drei Herbstmonate noch ĂŒberaus nass, so dass gut 80 Prozent der gefallenen Regensumme allein im ersten Monatsdrittel zusammen kamen. AnschlieĂend blieb es von einem Regentag am 26. abgesehen bis auf ein paar unbedeutende NebelnĂ€ssen zumeist trocken.
Auch bei den Temperaturen tat sich zunĂ€chst nicht viel. Sie machten â anders als in den teils turbulenten Vormonaten - keine allzu groĂen SprĂŒnge und wiesen nur eine vergleichsweise geringe Schwankungsbreite auf. Erst in der letzten Monatsdekade kam wieder etwas mehr Bewegung in die AtmosphĂ€re und die TemperaturgegensĂ€tze wurden wieder gröĂer. So war der 25. der mildeste Tag des Monats mit 13,2 Grad im Stadtgebiet Marburgs, im Hinterland wurden immerhin noch knapp 12 Grad erreicht. Nur wenig spĂ€ter folgte nach Durchzug einer Kaltfront der kĂ€lteste Bovembermorgen: Am 29. wurden frostige minus 2,7 Grad in Marburg und minus 4 bis 5 Grad im Ebsdorfergrund und im Hinterland gemessen.
Obwohl es im Mittel milder als im Durchschnitt der Jahre war, hielt sich der fĂŒhlbare TemperaturĂŒberschuss dank zahlreicher trĂŒber Tage mit Nebel und Hochnebel in Grenzen. Deutlich wĂ€rmer als normal war es dagegen ĂŒber dem Dauergrau auf den Bergen: Dort war der November zwei bis drei, auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, sogar rund vier Grad wĂ€rmer als im Mittel der Jahre. Auch der zum Monatsende erfolgte Ăbergang zu frĂŒhwinterlich kalter Witterung vermochte an dieser Temperaturbilanz auch dort nur noch wenig zu Ă€ndern.
Zuvorderst geht der November 2012 im Marburger Land als ein ausgesprochen trĂŒber und lichtloser Herbstmonat in die Annalen der Klimastatistiken ein: So war es nirgendwo in Deutschland so grau wie ausgerechnet an Lahn und Ohm. An kaum 30 Stunden schaffte es die Sonne sich durch das zĂ€he Dauergrau zu kĂ€mpfen, was nur wenig mehr als der HĂ€lfte des Klimamittels entspricht. Zum Vergleich: Im extrem sonnigen November des letzten Jahres lachte die Sonne mehr als dreimal so hĂ€ufig vom blauen Himmel. Damals brachte es die Region insgesamt auf rund 90 Stunden mit Sonnenschein.
Höchst auĂergewöhnlich gebĂ€rdete sich der Herbst indessen auf der anderen Seite des groĂen Teiches: Dort wuchs sich Hurrikan "Sandy" in den letzten Oktobertagen auf einen Durchmesser von rund 1.800 Kilometer und damit zum gröĂten Sturmsystem aus, das seit Aufzeichungsbeginn je ĂŒber dem Atlantik beobachtet wurde. Der tropische Wirbelsturm verwĂŒstete zunĂ€chst zahlreiche Karibikinseln und zog dann langsam nach Norden, bevor er westwĂ€rts eindrehte und schlieĂlich mit einer gewaltigen, bis zu sieben Meter hohen Sturmflut direkt auf die US-amerikanische OstkĂŒste traf.
Ursache dieser verheerenden Sturmflut war neben dem Hurrikan selbst auch das sehr unglĂŒckliche Zusammentreffen weiterer, höchst ungĂŒnstiger Faktoren: So fiel der Landgang des Sturms mit dem Vollmond zusammen, dessen Anziehungskraft die IntensitĂ€t der Gezeiten ohnehin deutlich verstĂ€rkt. So konnte sich die auflaufende Sturmflut zu einer sogenannten âSpringflutâ auswachsen. Weil zudem der Meeresspiegel vor der amerikanischen KĂŒste infolge des Klimawandels in den letzten 100 Jahren um bis zu 30 Zentimeter angestiegen ist, addierten sich weitere Wassermassen hinzu.
Die Folge war einer der verheerendsten WirbelstĂŒrme in der Geschichte der USA. "Sandy" hinterlieĂ SchĂ€den von mehr als 50 Milliarden US-Dollar und kostete 209 Menschen das Leben, davon allein 131 in den USA und 60 auf der Karibikinsel Haiti. Dort und auf den Nachbarinseln wurden mehr als 100.000 Menschen obdachlos.
Marburg, am 30.11.2012
Herzlichst, Ihr JĂŒrgen Vollmer
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