Bilderbuchfrühling wie seit Jahren nicht mehr
Sonne und Wärme ließen Aprilschauern kaum eine Chance
Bilanz:Sonnig, trocken und außergewöhnlich warm - Archivierungsbeginn: 15. April -
Messdaten zur Auswertung waren jedoch schon seit Februar verfügbar
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Mit einem satten Sonnenscheinplus von etwa 50 Prozent und einem nicht weniger eindrucksvollen Wärmeüberschuss von gut 5 Grad mauserte sich der sonst für seine Launenhaftigkeit berüchtigte April in diesem Jahr zu einem Frühlingsmonat der Sonderklasse! Ein Schönwetterhoch nach dem anderen zog über Deutschland hinweg und ließ den sonst typischen Aprilschauern auch im Marburger Land kaum eine Chance. So blieb es bis zur Monatsmitte fast trocken und bis zum Ende des Monats kam verbreitet nur etwa die Hälfte der durchschnittlichen Aprilregenmenge zusammen.
Dennoch konnte sich die Natur prächtig entwickeln, denn einerseits profitierten die Gewächse noch von den Niederschlagsüberschüssen aus dem Winter, so dass der zwar späte, dann aber nachhaltige Durchbruch des Frühlings dazu führte, dass die wärmehungrige Natur binnen kürzester Zeit geradezu "explodierte". Andererseits kam mehr als die Hälfte des im April gefallenen Regens mit Quadratmetersummen von 14 Litern in Marburg und bis zu 20 Litern im Ebsdorfergrund in einer einzigen Nacht vom Himmel, so dass gerade dann genug Wasser bereit gestellt wurde, als die Gewächse dies am nötigsten brauchten.
Immerhin hatten die Temperaturen zuvor an den Osterfeiertagen ein schon geradezu sommerliches Niveau erreicht. So wurde in Marburg am Ostersonntag der monatliche Spitzenwert von 24,4 Grad Celsius erreicht und auch nachts blieb es zumeist über 5 Grad mild. Lediglich zu Monatsbeginn waren die Quecksilber letztmals etwas unter den Gefrierpunkt gesunken. Nach Beginn der Hauptblühphase reichte es dagegen nur noch sehr vereinzelt für Wiesenreif, in luftiger Höhe blieben die Quecksilber dagegen durchweg über dem Gefrierpunkt, so dass sich die Obstblüte gefahrlos entfalten konnte.
Der geballte Ansturm des Frühlings hatte aber auch Schattenseiten: So gelangten viele Gewächse nicht nacheinander, sondern fast gleichzeitig zur Blüte, woraufhin innerhalb von kürzester Zeit gewaltige Pollenkonzentrationen in die Luft frei gesetzt wurden. Dichte Wolken mit Abermilliarden feinster Körnchen aus Blütenstaub schwärmten daraufhin aus und machten nicht nur den Pollenallergikern zu schaffen, sondern legten sich auch als dichter, klebriger Staubfilm auf Autos und Terassenmöbel oder hafteten als feine gelbe Schicht selbst frisch geputzten Fensterscheiben sofort wieder an.
Andernorts hatte die ungewöhnliche Aprilwitterung noch weitaus unangenehmere Folgen: Während es im Marburger Land ja wenigstens noch ein bisschen regnete, blieb der Frühlingsregen in Teilen Norddeutschlands fast vollständig aus. Die Folge war eine ausgeprägte Trockenheit, wie sie sonst erst im Hochsommer aufzutreten pflegt, so dass das Risiko für Wald- und Flurbrände dort flächig die höchste Gefahrenstufe erreichte. Ursache hoher Waldbrandgefahr im Frühjahr ist dürres Unterholz, das bis zum jährlichen Laubaustrieb schutzlos dem Wind und den Strahlen der Sonne ausgesetzt ist.
Immerhin deutete sich bei Redaktionsschluss für die letzten Apriltage der Übergang zu feuchtwarmem Frühlingswetter an. Schauer und Gewitter könnten die angespannte Bodenwassersituation verbessern und der Natur zugleich auch günstige Entwicklungsbedingungen für den Wonnemonat Mai mit auf den Weg geben. Allerdings sollte man stets bedenken, dass auch im Mai durchaus noch Spätfröste möglich sind. Dreht der Wind noch einmal auf Nord, könnten Wärme liebende Pflanzen immer noch Schaden nehmen.
Marburg, am 30.04.2009
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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