Ungewöhnlich mild und deutlich zu nass
Grauer Herbstmonat brachte einen deutlichen Wärmeüberschuss

Bilanz: Sehr nass mit 158,8% Regen/Schnee -
außergewöhnlich warm Abweichung: +3,35 Grad
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Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 7,6 Grad verlief der November im Marburger Raum und im Ebsdorfergrund ungewöhnlich mild. Dieser Wert liegt um fast 3 1/2 Grad über den langjährigen Mittelwerten. So blieb es den ganzen Monat frostfrei und an mehr als der Hälfte der Tage kühlte es nachts nicht einmal unter die 5-Grad-Marke ab und tagsüber wurde es häufig noch über 10 Grad mild. Der Monatshöchstwert wurde am 21. mit 13,3 Grad in Marburg und sogar 14,4 Grad in Ebsdorf erreicht. In einigen Teilen Süddeutschlands wurde es zu dieser Zeit sogar noch bis zu 21 Grad warm.
Trotz den milden Temperaturen ließ sich die Sonne im letzten Herbstmonat jedoch nur selten blicken. Sie brachte es nur auf etwa 30 Sonnenscheinstunden und damit gerade mal auf zwei Drittel des monatlichen Klimasolls von rund 45 Stunden. Schuld daran waren kräftige Tiefdruckgebiete, die immer wieder Regenwolken heranlenkten, die der Region einen Regenüberschuss von rund 60 Prozent bescherten. In Marburg fielen rund 95 Liter Regen pro Quadratmeter, in Teilen des Umlands kamen sogar mehr als 100 Liter Regenwasser vom Himmel.
So fiel an insgesamt 25 Tagen mehr oder weniger kräftiger Regen. Am ergiebigsten ergoss sich das himmlische Nass am 9. aus den trübgrauen Wolken. In Marburg wurden allein an diesem Tag 18,8 und in Ebsdorf sogar 20,5 Liter pro Quadratmeter registriert. So wurde auch das durchschnittliche Monatssoll von rund 60 Litern je Quadratmeter bereits zur Monatsmitte erreicht. Der November war damit in der Region viel zu grau, erheblich zu nass und außergewöhnlich warm. Immerhin hielten sich die Tage mit verkehrsgefährdendem Nebel in Grenzen, meist waren es Regenwolken, die den Blick in den Himmel trübten, dabei jedoch öfter auch mal die Berggipfel verhüllten.
Beim Blick über die regionalen und mitteleuropäischen Wetterkapriolen hinaus fiel im November die Rückkehr einer bereits während der Sommermonate beobachteten Temperaturanomalie auf dem Nordatlantik auf. Erneut kühlten sich - wie schon im Sommer - die Oberflächen weite Meeresgebiete teils erheblich unter ihre normalen Temperaturwerte ab, so dass von einer abermaligen Störung der nordatlantischen Meeresströmungen und mit ihnen von einer Schwächung eines Teils des Golfstroms ausgegangen werden muss.
Damit wird die Frage nach möglichen Auswirkungen auf die Witterungsentwicklung in den vor uns liegenden Wintermonaten immer interessanter. So wäre bei längerem Andauern dieser Anomalie nicht mehr auszuschließen, dass die veränderten ozeanischen Strömungsverhältnisse auch die Windsysteme in Europa beeinflussen könnten. Sollte sich dabei eine Tendenz zu häufigeren nördlichen oder gar östlichen Winden ergeben, könnte dies einen insgesamt deutlich kontinentaler geprägten und damit kälteren Hochwinter zur Folge haben, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.
Noch ist es für konkrete Spekulationen zu früh und so bleibt die Entwicklung erst einmal abzuwarten, denn auch für die Meeres- und Atmosphärenforscher sind die auf dem Atlantik beobachteten Temperaturanomalien derzeit noch Neuland.
Marburg, am 30.11.2009
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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