Trotz Schafskälte recht warmer Monat
Letzte Monatsdekade brachte Durchbruch zum Sommer
Bilanz: Etwas zu feucht mit 115,5% Regen - Etwas zu warm, Abweichung: +0,67 Grad
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Der Juni ist der Monat mit den längsten Tagen und den kürzesten und hellsten Nächten, am 21. war mit der Sommersonnenwende kalendarischer Sommeranfang. Die Sonne stand an diesem Tag in der Region Marburg mehr als 16 Stunden lang über dem Horizont. Wegen den langen Dämmerungszeiten wurde es dabei nur noch für wenige Stunden richtig Nacht und schon im Norden Deutschlands wurde es zu dieser Zeit sogar überhaupt nicht mehr vollständig dunkel.
Dort schmiegte sich schon seit einiger Zeit auch um Mitternacht stets ein schmaler Streifen mit restlichem Dämmerungslicht an den Nordhorizont und mit jedem Kilometer weiter nach Norden blieben die Nächte immer heller, bis schließlich im Norden Skandinaviens, in Lappland, die Sonne erst gar nicht mehr unter den Horizont sinken mochte. Dort ganz im Norden - nördlich des so genannten Polarkreises - schien bei klarem Wetter die Mitternachtssonne, dunkel wurde es dort schon seit Wochen nicht mehr.
Klimatisch zeigte sich der Juni 2010 von einer ziemlich unbeständigen Seite: Einem unterkühlten Start folgte eine sehr warme, aber auch feuchte, erste Monatsdekade. Immer wieder trübten Wolken den Himmel und brachten vor allem in den Nächten zum 10. und zum 11. starke Gewitter. Besonders das Gewitter in der Nacht zum 11. Juni entpuppte sich im Marburger Land zum schweren Unwetter, das neben Sturmböen innerhalb von nur 30 Minuten Regenfluten von fast 30 Liter pro Quadratmeter vom Himmel stürzen ließ.
Das Tagesdiagramm vom 11. Juni zeigt die massiven Wettererscheinungen bei Durchzug einer markanten Gewitterfront in den Frühstunden.
Zusammen mit den rund 20 Liter pro Quadratmeter in der Nacht davor war in nur zwei Nächten fast die gesamte, "normale" Regenmenge eines Junimonats gefallen. Weil es anschließend bis zum Monatsende nur noch an einem einzigen Tag unbedeutend tröpfelte war zusammen mit den bereits in den ersten Monatstagen gefallenen, etwa 25 Litern, bis zum 11. Juni bereits die gesamte monatliche Regensumme von rund 75 Liter pro Quadratmeter gefallen. Diese Summe lag mit 115 Prozent sogar deutlich über dem langjährigen Junimittel. Weil Schauer allerdings auf engstem Raum mitunter große Intensitätsunterschiede bringen können, war es nicht überall in der Region gleichermaßen nass.
Links: Diagramm des Luftdruckverlaufs bei Passage der Gewitterfront in der Nacht zum 11. Juni. -
Rechts: Der Sturzregen dieser Front im Niederschlagsdiagramm
Bei den Temperaturen machte der Juni mehrfach große Sprünge: Einem unterkühlten Start folgten sommerliche Tage mit Höchstwerten bis um 28 Grad, bevor zur Monatsmitte die so genannte Schafskälte wieder für erheblich unternormale Temperaturen sorgte. So wurde am 22., ein Tag nach dem kalendarischen Sommeranfang, mit nur 4,9 Grad der kälteste Morgen des ganzen Monats registriert. In Biedenkopf lag die Frühtemperatur an diesem Tag sogar nur bei 2,3 Grad, aber auch im Ebsdorfergrund sank das Quecksilber noch einmal verbreitet unter die 5-Grad-Marke.
In den letzten Monatstagen setzte sich dann machtvoll der Sommer durch und bei viel Sonnenschein stiegen die Temperaturen verbreitet auf badetaugliches Niveau. So kletterte das Quecksilber am 29. in Marburg auf den monatlichen Höchstwert von 29,8 Grad. Damit wurde ein so genannter "heißer Tag", ein Tag, an dem die Höchstwerte mindestens 30,0 Grad erreichen müssen, nur um Haaresbreite verfehlt. Dank dem so warmen Finale wurde das monatliche Klimamittel noch um etwas mehr als ein halbes Grad übertroffen. Hinzu kommt ein sehr deutliches Plus beim Sonnenschein, so dass der Juni 2010 trotz der so schafskalten Phase nicht nur in Mittelhessen letztlich als sonniger und recht warmer Sommermonat in die Klimastatistiken einging.
Marburg, am 30.06.2010
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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