Warm mit viel Sonne aber auch feucht
Extremes Hagelunwetter richtete beträchtliche Schäden an
Bilanz: Recht feucht mit 128,6 % Regen - warm / Abweichung: +2,3 Grad
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Mit einem Temperaturplus von etwas mehr als 2 Grad und einer überdurchschnittlichen Sonnenscheinbilanz zeigte sich der diesjährige Mai unterm Strich freundlich und angenehm warm. So schien die Sonne etwa 20 Prozent mehr als im Klimamittel und trotz einigem Auf und Ab zeigte sich auch die Temperaturbilanz schon überaus frühsommerlich. Wärmster Tag war der 23. mit knapp 27 Grad im Hinterland und fast 29 Grad in Marburg, im Südkreis sowie im Ebsdorfergrund. Am kältesten war es dagegen am Morgen des Himmelfahrtstages mit 0 Grad in Marburg und sogar leichtem Frost bis minus 2 Grad im exponierten Umland.
Ursache der so kalten Phase zur Monatsmitte war eine deutlich ausgeprägte "Eisheiligenwetterlage". Sie sorgte auch in anderen Teilen Deutschlands für empfindliche Nachtfröste, wobei am Erdboden regional sogar noch eisige minus 5 Grad erreicht wurden. Pech hatte deshalb, wer wärmeempfindliche Pflanzen nicht durch vorheriges Abdecken vor dem Zugriff des Spätfrostes geschützt hatte, denn so manches Gewächs reagierte mit Erfrierungen auf die ungewohnt niedrigen Temperaturen. Völlig frostsicher ist es aber auch Anfang Juni noch nicht: Wenn auch selten, so ist in klaren Nächten in kalter Nordluft auch dann immer noch leichter Bodenfrost möglich.
Beim Niederschlag zeigte sich der Wonnemonat indessen überaus launenhaft. Während in Teilen des Hinterlandes kaum die Hälfte des monatlichen Regensolls fiel, war es im südöstlichen und östlichen Kreisgebiet ausgesprochen nass. Dort kam rund ein Viertel mehr Regen vom Himmel als im Durchschnitt der Jahre, in Marburg erreichte das Regenplus fast 30 Prozent. Die so großen Unterschiede waren auf eng begrenzte Regengüsse und teils schwere Gewitter zurückzuführen, die manche Regionen verschonten, andernorts dafür jedoch um so wuchtiger wüteten.
Links: Beim Hagelunwetter am 02. Mai ging die Sicht vorübergehend auf unter 200 Meter zurück. - Rechts: Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, die Hagelsteine beschädigten sogar Autos.
Besonders heftig schlug ein schweres Hagelunwetter am Monatszweiten im Nahbereich Marburgs zu: Binnen nur etwa einer halben Stunde stürzten in der Stadt rund 30 Liter Regenwasser vom Himmel, ein guter Teil davon in Gestalt golfballgroßer Hagelsteine! Sie zerfetzten frisches Blattgrün, schlugen Laub aus Büschen und Bäumen, zerstörten viele junge Kulturpflänzchen in den Gärten und verbeulten sogar Autos oder beschädigten Windschutzscheiben. Die größten der teils scharfkantigen Hagelsteine hatten einen Durchmesser von über 4 Zentimetern. Zudem verstopften die Eisbrocken die Kanalisation, so dass es vielfach zu Überflutungen kam. Insgesamt fielen an diesem Tag im Stadtgebiet fast 40 Liter Regen pro Quadratmeter.
Bilanz des Unwetters: Überflutungen, zerschlagene Pflanzen und beschädigte Autos. Golfballgroße Hagelsteine hinterließen sogar Risse in Windschutzscheiben.
Aber auch im Ebsdorfergrund tobte dieses Unwetter mit elementarer Gewalt: Zwar blieb der Hagel etwas kleiner, doch summierte sich das himmlische Nass auf gut 40 Liter pro Quadratmeter, so dass auch dort vielerorts Überschwemmungen und vollgelaufene Keller die Folge waren. In Gärten und Feldern hinterließ das Unwetter massive Verschwemmungen und verwüstete so manche Ansaat, die in den fließenden Schlammmassen keinen Halt mehr fand. Zudem richtete ein weiteres Unwetter mit zwar kleinerem, dafür jedoch länger andauerndem Hagel zur Monatsmitte nochmals große Schäden an Salat- und Gemüsepflanzungen an. Beide Unwetter werden den Menschen im Grund sicher noch lange Zeit in höchst unangenehmer Erinnerung bleiben.
Der Juni dürfte nun zunächst einmal mit einem abermaligen Kälterückfall an den Start gehen: Ein Witterungsabschnitt mit sehr kühlen Tagen und kalten Nächten ist zwar auch im ersten Sommermonat nicht ungewöhnlich, denn zur Monatsmitte pflegt sich in der Mehrzahl der Jahre die so genannte "Schafskälte" einzustellen. Ob der unterkühlte Juniauftakt bereits diesen sommerlichen Kälterückfall vorziehen oder ob uns der Monat noch weitere Wetterkapriolen bescheren wird bleibt freilich erst noch abzuwarten.
Marburg, am 31.05.2012
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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