Nach dem zwei Grad zu kalten Januar, brachte der Februar schon wieder mehr als den Ausgleich: Mit einem Temperaturplus von etwas mehr als zweieinhalb Grad gegenüber dem langjährigen Mittel hob der letzte Wintermonat die Witterungsbilanz des Gesamtwinters letztlich sogar noch leicht über den Klimadurchschnitt. Gleichzeitig setzte sich jedoch die fast schon extreme Trockenheit der Vormonate zunächst weiter fort, während sich die Zahl der Sonnenstunden vollauf im Normalbereich hielt. Wie in den Vormonaten dominierten Hochdruckwetterlagen, wobei diese sich allerdings immer mehr abschwächten, bis im letzten Monatsdrittel Wetterfronten endlich mal wieder nennenswerte Niederschläge bescherten.
Kältester Tag war der 10., an dem selbst die Höchstwerte knapp ein Grad unter dem Gefrierpunkt blieben. Der eisigste Morgen wurde dagegen mit minus 4 Grad in Marburg am 15. registriert. Direkt über dem Boden waren es minus 7 Grad und in den typischen Kältelöchern des Umlandes wurde dort vermutlich sogar die Minus-10-Grad-Marke erreicht oder nur knapp verfehlt. Immerhin brachte der Monat noch 15 Frosttage, darunter der bereits erwähnte Eistag mit Dauerfrost am 10.. Wärmster Tag war der 27., der es auf 13 Plusgrade brachte.
Auch bundesweit entsprach das Temperaturplus gegenüber dem langjährigen Mittel mit 2,6 Grad fast dem Wert im Marburger Land. Dabei war es im Nordosten mit einem Temperaturplus von nicht ganz zwei Grad am kühlsten, wärmste Region war hingegen das Allgäu mit einem Plus von gut dreieinhalb Grad gegenüber dem Klimamittel. Vergleichszeitraum für Klimawerte sind übrigens amtlicherseits immer noch die Jahre 1961 bis 1990. In diesem 30-Jahresblock war es jedoch noch deutlich kühler, als in den dreißig Jahren von 1981 bis 2010. Viele private Wetterdienste legen deshalb zu Vergleichszwecken lieber das gleitende Klimamittel der jeweils letzten dreißig Jahre zugrunde.
Sowohl nach dem amtlichen, als auch nach dem gleitenden Klimamittel, war es in den beiden ersten Monatsdritteln des Februar im ganzen Land viel zu trocken. Nur wegen der etwas Niederschläge in den letzten Februartagen wurde diese Bilanz in der Landesmitte letztlich noch halbwegs ausgeglichen. Im Norden schüttete es allerdings deutlich kräftiger, sodass das Monatssoll dort sogar um bis zu 50 Prozent übertroffen wurde. Dagegen blieb esin der Südhälfte des Landes regional knochentrocken, in Teilen Bayerns kam nur die gerade mal Hälfte des Klimasolls zusammen.
Von seiner extremen Seite zeigt sich das Wetter übrigens derzeit im Westen der USA. Sintflutartige Regenfälle haben dort weite Teile Kaliforniens unter Wasser gesetzt. Zahlreiche Flüsse sind über die Ufer getreten, Staudämme drohen zu brechen und in den Hochlagen der Berge sind in den letzten Monaten regional bis zu zehn Meter Schnee gefallen. Die immer wieder vom Pazifik heranziehenden Winterstürme beendeten die zuvor schlimmste Dürre seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen vor 120 Jahren. Im Süden Kaliforniens hatte die Dürre sogar historische Ausmaße: Überlieferungen zufolge sei es dort seit mindestens 1.200 Jahren nicht mehr so trocken gewesen wie zuletzt.
Ursache der verheerenden Winterstürme in dem Pazifikstaat ist ein sogenannter "Arkstorm", ein "atmosphärischer Fluss". Dabei handelt es sich um ein spezielles Wetterphänomen, bei dem tropische Luftmassen längere Zeit enorme Wassermassen in immer die gleichen Küstenregionen transportieren. In Kalifornien treten solche Wetterlagen zwar alle paar Jahre mal auf, aber nur alle paar Jahrzehnte sind sie auch so heftig ausgeprägt, wie in diesem Winter. Geologische Untersuchungen haben ergeben, dass solche auch als "Ananas Express" bezeichnete Wetterlagen in der Vergangenheit in dem Pazifikstaat alle paar Jahrhunderte Überflutungen geradezu biblischer Ausmaße ausgelöst haben. So bleibt zu hoffen, dass der aktuelle atmosphärische Fluss in Kalifornien bald versiegt...
Marburg, am 28.02.2017
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer