Sehr mild und trocken, aber oft grau
Jahrestemperatur auf Rekordkurs - Extreme Novemberkälte in den USA
Bilanz: Ziemlich trocken mit 70,7 % Regen - sehr mild / Abweichung: +2,4 Grad
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Mit durchschnittlich etwas mehr als 7 Grad ist es auch im November ungewöhnlich mild geblieben. Das Temperaturplus betrug im Marburger Land bis zum Redaktionsschluss am 24. mehr als drei Grad. Gleichzeitig fiel die monatliche Niederschlagsbilanz mit nur zwei Dritteln des Klimasolls deutlich zu trocken aus. Sonne gab es dagegen nur wenig: Überdurchschnittlich oft trübte Hochnebelgrau den Himmel über der Region, sodass die Zahl der Sonnenstunden kaum die Hälfte des Klimasolls schaffte.
Am wärmsten war der Monatserste mit 15 Grad in Marburg, im Ebsdorfergrund und im Amöneburger Becken und immerhin noch 13 Grad im stets etwas kühleren Hinterland. Kältester Morgen war der der 26., an dem im Marburger Land vielfach nur minus 3, am Erdboden teils sogar kaum über minus 5 Grad gemessen wurden. Verkehrsteilnehmer mussten aber auch an anderen Tagen der letzten Monatswoche häufig Reif oder sogar hartnäckige Eisschichten von den Scheiben kratzen. Der Grund: Verbreitet hatte sich zäher Nebel gebildet, aus dem es hier und da sogar etwas nieselte. Immerhin gab es ab dem 22. an insgesamt 5 Tagen nachts und morgens leichten Frost.
Regen gab es im November allerdings vergleichsweise wenig. So wurden in der Region an 16 Regentagen 40 bis 50 Liter pro Quadratmeter registriert, was nur rund 70 Prozent der monatsüblichen Werte entspricht. In anderen Landesteilen blieb es noch deutlich trockener. So lag die mittlere Regensumme landesweit nur bei etwa 50 Prozent des Klimamittels und im Nordosten reichte es örtlich nicht mal für 10 Prozent des Regensolls. Und für das Monatsende waren bei Redaktionsschluss keine größeren Regenfälle in Sicht.
Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit hatte allerdings auch die Sonne entlang von Lahn und Ohm nur noch geringe Chancen: Während der November in vielen Teilen Deutschlands ausgesprochen sonnig ausfiel, trübten bei uns häufig dichte Hochnebelfelder den Himmel und lichteten sich oft erst am späteren Nachmittag, kurz bevor die Sonne schon wieder unterging. So reichte es von Beltershausen bis nach Roßberg für gerade mal die Hälfte des Sonnenscheinsolls, ein Schicksal, dass die heimische Region allerdings mit vielen Flusstälern vor allem Südwestdeutschlands teilte. In den meisten anderen Landesteilen war der November dagegen durchschnittlich, regional sogar überdurchschnittlich sonnig.
Angesichts fast weltweit übernormaler Temperaturen häufen sich derzeit wieder Meldungen, wonach die Klimaerwärmung vor neuen Rekorden stehe: Das Jahr 2014 werde "das weltweit wärmste Jahr seit Messbeginn" und an diesem Rekord könne selbst ein zu kalt geratender Dezember nichts mehr ändern. Zudem seien die Weltmeere "so warm wie nie zuvor" und die Schmelze des antarktischen Eisschildes habe einen "Kipppunkt" überschritten, der einen unumkehrbaren Abtauprozess und einen Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter nach sich ziehe, kurz: Der Klimawandel sei nicht mehr zu stoppen!
Dass sich solche Meldungen gerade jetzt häufen, liegt aber nicht nur an der unerfreulichen Faktenlage, wonach die Freisetzung des Treibhausgases CO2 zweifellos zur Erderwärmung beiträgt. Vielmehr geht es den Initiatoren solch' plakativer Meldungen vor allem um Eines: Durch die Überzeichnung angstbesetzter Szenarien soll die Politik vor dem Hintergrund der UN-Klimakonferenz in Lima unter Druck gesetzt werden, restriktive Vereinbarungen zugunsten regenerativer Energieträger zu treffen. Nun mag dieses Streben aus Sicht der entsprechenden Lobby zwar durchaus nachvollziehbar sein, allerdings müssen sich die Initiatoren auch fragen lassen, ob ein allein auf Computermodelle gestütztes Schreckensszenario tatsächlich einen derart eindringlichen Feldzug zur öffentlichen Meinungsformung rechtfertigt? Dies umso mehr, als sich der Verdacht aufdrängt, dass es den Protagonisten womöglich vor allem darum geht, kritische Stimmen bezüglich der empfohlenen, politischen Weichenstellungen möglichst zu übertönen.
Fakt ist zwar, dass die propagierte Diagnose zur Lage des Erdklimas trotz extremer Novemberkälte mit epischen Schneefällen in den USA und obwohl das antarktische Meereis in diesem Jahr die größte Ausdehnung seit Messbeginn zeigte, auf Basis der genutzten Vergleichsdaten zumindest auf den ersten Blick nur schwer von der Hand zu weisen ist. Zu klären wäre allerdings: Sind diese Daten tatsächlich korrekt und sind die aus ihnen hergeleiteten Schlüsse und Prognosen tatsächlich alternativlos? Dies wollen wir versuchen in einem "Klima-Spezial" in Kürze zu klären ...
Marburg, am 30.11.2014
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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