Kühl, wenig Sonne und ziemlich nass
Zweiter klassischer Siebenschläfersommer in Folge
Bilanz: Ausgesprochen nass mit 183,9 % Regen - kühl / Abweichung: -0,32 Grad
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Mit einem Temperaturdefizit von gefühlt etlichen, gemessen letztlich allerdings nur 0,3 Grad, einem Sonnenscheinminus von 10 Prozent und einem Regenüberschuss von mehr als 80 Prozent gegenüber den vieljährigen Klimamittelwerten zeigte sich der heurige Julimonat kühl, häufig unfreundlich und obendrein auch noch sehr nass. Angesichts zahlreicher trüber Tage erinnerte er häufig mehr an den Herbst, als an den Hochsommer. Erst im letzten Monatsdrittel setzte sich für ein paar Tage die Sonne durch und entschädigte mit Temperaturen über 30 Grad für den vorangegangenen Sommerfrust.
Wärmster Tag der 27., wo in Marburg und Umgebung immerhin schweißtreibende 33 Grad gemessen wurden. Kältester Morgen war der 22. mit nur 7 Grad in der Stadt und Werten um 6 Grad im Ebsdorfergrund und im Hinterland. Unmittelbar über dem Erdboden sank das Quecksilber an diesem Morgen in Marburg auf 5,6 und im Umland vielfach deutlich unter die 5-Grad-Marke. Vor allem zur besonders kühlen Monatsmitte blieben die Höchstwerte tagelang deutlich unter 20 Grad. Zudem gab es nur neun Sommertage (Tage mit Höchstwerten von mindestens 25 Grad), davon allerdings immerhin drei heiße Tage (mindestens 30 Grad).
Insgesamt fielen im Marburger Land 107 Liter Regen pro Quadratmeter, die Hälfte davon allein am 13. und am 14. des Monats. Im vieljährigen Durchschnitt fallen in der Region nur etwa 55 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Da es fast täglich regnete, bereitete vor allem das Fehlen längerer trockener Abschnitte den Landwirten wie schon im Vormonat große Probleme. Sowohl für die Heuwerbung, als auch für die zwischenzeitlich begonnene Getreideernte war es zu nass, Entspannung gab es erst in der trockenheißen, letzten Monatsdekade.
Aber auch Urlaubern und Daheimgebliebenen machte das vorausgegangene, unbeständige Wetter im Hessenland arg zu schaffen. Vor allem der Mangel an Sonnenschein verdarb Vielen die Ferienzeit und weckte Sehnsucht nach mediterraneren Verhältnissen. Die Badeseen blieben ebenso wie die wenigen wirklich trockenen Grillabende kühl, kurz: Der Juli entpuppte sich bereits zum zweiten klassischen Siebenschläfersommer in Folge, denn auch im vergangenen Jahr war es ausgerechnet im Juli besonders trüb, kühl und feucht.
Und genau wie im Vorjahr bescherte der Hochsommermonat weltweit auch diesjahr wieder eine Fülle von Wetterextremen. So breitete sich eine hartnäckige Hitzewelle über weite Teile der USA bis nach Alaska und Kanada aus und entfachte nach wochenlanger Dürre vielerorts verheerende Wald- und Flurbrände. Aber auch auf der Polarinsel Grönland gebärdete sich der Sommer außergewöhnlich sonnig und warm: Selbst auf dem höchsten Punkt des Inlandeises in mehr als 3.000 Meter Höhe setzte Tauwetter ein, an den Küsten wurden wiederholt Temperaturen um 20 Grad gemessen.
Ob sich nun wenigstens der August von einer freundlicheren Seite zeigen wird ist noch ungewiss. Zwar pflegt sich nach einem wechselhaften und eher kühlen Juli nicht selten freundliches und warmes Augustwetter einzustellen, doch im vergangenen Jahr ging diese späte Sommerwärme z.B. nicht mit dem erhofften Plus an Sonnenschein einher. Damals mochte die wechselhafte Witterung erst im Lauf des Frühherbstmonats September zugunsten beständigen Schönwetters weichen.
Marburg, am 31.07.2012
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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