Erst launenhaft – dann Traumwetter
Schweres Unwetter am Elften – Altweibersommer zum Finale
Bilanz: Etwas zu feucht mit 127 % Regen - recht warm / Abweichung: +1,58 Grad - reichlich Sonne / Vergleich Klimamittel: ca. 130 %
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Nach dem so wechselhaften Hochsommer machte auch der September zunächst noch keine Anstalten zu einer Änderung: Nach wie vor wechselten sich kurze sonnige und dabei spätsommerlich warme Phasen mit vom Atlantik heran brandender feuchtkühler Meeresluft ab und immer noch entluden sich bei den zugehörigen Wetterwechseln teils kräftige Gewittergüsse. Ein außergewöhnlich heftiges Unwetter setzte am Monatselften Straßen und Keller unter Wasser und brachte in der Region gebietsweise sogar Hagelschlag mit.
In Marburg stürzten allein innerhalb der ersten 8 Minuten dieses Unwetters über 12 und bis zu dessen Ende nach kaum einer halben Stunde knapp 28 Liter Regenwasser pro Quadratmeter vom Himmel. Dies entspricht mehr als der Hälfte der normalerweise im ganzen Monat fallenden Regenmenge. Zusammen mit später an diesem Tag noch nachgefolgten, weiteren Güssen ergab sich eine Tagessumme von fast 45 Liter pro Quadratmeter und damit mehr als 90 Prozent der im ganzen Monat normalen Regenmenge.
Sturzregen: Binnen weniger als einer halben Stunde stürzten am 11. fast 45 Liter Regen vom Himmel.
In Teilen des Marburger Umlands ging dieser bemerkenswerte Unwettertag sogar mit noch größeren Niederschlagsmengen einher. So kamen in Fronhausen an der Lahn mit 66 Liter pro Quadratmeter fast 130 Prozent des normalen Septemberniederschlags und vom Ebsdorfergrund bis übers Amöneburger Becken hinaus immer noch über 50 Liter Wasser vom Himmel. Die Regenraten erreichten dabei kurzzeitig Intensitäten, wie sie für gewöhnlich nur in den subtropischen Regionen der Erde aufzutreten pflegen.
Insgesamt bilanzierte der September allein wegen dieses einen Unwettertages in Oberhessen vielerorts mit feuchten 100 bis 150 Prozent der Sollwerte. Lediglich im Hinterland blieb es mit nur rund 80 Prozent etwas trockener als normal, Grund: Dort waren bei Passage der Gewitterfront nur 20 bis 30 Liter Regen gefallen. Entsprechend der launenhaften Witterung blieb auch die Sonne in den ersten zwei Monatsdritteln von einzelnen Tagen abgesehen ein eher seltener Gast. Dies änderte sich erst in der letzten Monatsdekade, als mit Schönwetterhoch "Renee" endlich der Altweibersommer Einzug hielt.
Er brachte sodann bis zum Monatsende Bilderbuchwetter vom Feinsten: Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein entschädigten bei warmen 20 bis 25 Grad für den nahezu ausgefallenen Sommer und weckten lebendige Erinnerungen an die ähnlich sonnigen Frühlingstage im April und im Mai dieses Jahres. Am 30. wurde mit knapp 26 Grad sogar nochmal ein Sommertag beobachtet, der letzte von insgesamt 5 solcher Tage im September. Der wärmste Tag des Monats war jedoch der 3., wo in Marburg fast 29 und selbst im Hinterland noch 26 Grad gemessen wurden. Am kältesten war es dagegen am Morgen des 24. mit 6 Grad in der Stadt und sogar nur 3 bis 4 Grad im kühleren Umland.
Im Durchschnitt lagen die Temperaturen im September jedoch dank seines so warmen, Finales um mehr als 1 1/2 Grad über den langjährigen Mittelwerten, so dass der Frühherbstmonat unterm Strich zwar feucht, aber dennoch warm und vor allem auch mit viel Sonne in die Klimabilanzen eingehen konnte. Und gerade dieses so sonnenscheinreiche Finale war genau das, was vielen Herbstfrüchten noch zuvor gefehlt hatte: Trockenes und warmes Herbstwetter mit viel Sonne hebt nicht nur den Zuckergehalt, sondern verbessert auch die Lagerfähigkeit und damit die Haltbarkeit der meisten Landfrüchte.
Auch die ersten Oktobertage dürften nun noch von dem nur langsam ausklingenden Altweibersommer profitieren, auch wenn die Temperaturen aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit wohl kaum noch einmal an die spätsommerlichen Septemberwerte herankommen dürften. Für einige um 20 Grad warme Nachmittage sollte es aber noch reichen, auch wenn vor allem ab der zweiten Monatshälfte auch schon wieder die ersten Nachtfröste in den Bereich des Möglichen rücken.
Marburg, am 30.09.2011
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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