Sehr mild und weiter extrem trocken
Wetterextreme auch in anderen Regionen der Erde
Bilanz: Ungewöhnlich trocken mit nur 52 % Regen - etwas wärmer als im Mittel Abweichung: +1,1 Grad
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Mit einer Durchschnittstemperatur von knapp knapp 5 1/2 Grad war es im November in Marburg etwas mehr als ein Grad wärmer als im Klimamittel. Es ist bereits der achte Monat in Folge, der überdurchschnittlich warm ausgefallen ist. Aber auch die außergewöhnliche Trockenheit dieses Jahres setzte sich im letzten Herbstmonat weiter fort und selbst beim Sonnenschein gab es trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit erneut ein Plus zu verzeichnen. Der erste Schnee der neuen Saison fiel am 20. November, wobei sich auch im Lahntal vorübergehend eine dünne Schneedecke von zwei Zentimeter Höhe bilden konnte.
Wärmster Tag des Monats war der 12. mit noch einmal knapp 16 Grad in Marburg und immer noch 15 Grad im höher gelegenen Hinterland. Kältester Morgen war in der Stadt der 17., wo in der üblichen Messhöhe von zwei Meter minus 2 und direkt über dem Erdboden sogar minus 8 Grad gemessen wurden. Ursache dieser großen Differenz ist der Umstand, dass die Erdoberfläche in den langen, klaren Nächten des Winterhalbjahres mehr Wärme abstrahlen kann, als sie an den kurzen Tagen von der Sonne empfängt. Dabei kühlt sie auch die Luftschicht unmittelbar über dem Boden stark ab und wenn kein Wind weht, der diese kalte Schicht mit der wärmeren Luft darüber durchmischt, werden auch die Temperaturgegensätze entsprechend groß.
Beim Regen ging es im November fast ebenso dürftig weiter, wie in den vorangegangenen Monaten. So kamen in der Stadt lediglich 31 Liter pro Quadratmeter zusammen. Das entspricht nur knapp mehr als der Hälfte der monatsüblichen Niederschlagsmenge. Und damit war es im Marburger Land sogar noch vergleichsweise feucht: Bundesweit kam nur ein Drittel des monatlichen Klimamittels zusammen, wobei es in einigen Teilen Bayerns kaum 15 Prozent des Klimamittels an Niederschlag gab. Damit setzte sich die extreme Dürre dieses Jahres im ganzen Land weiter fort und nahm teils dramatische Ausmaße an.
Zwar deutete sich am Monatsende der Übergang zu einer Großwetterlage an, die vom Atlantik endlich wieder nennenswerten Regen mitbringen könnte, doch ob sich die Umstellung auch durchsetzen kann und Bestand haben wird, ist noch ungewiss. Tut sie es nicht, könnte dies drastische Folgen haben: Das Niedrigwasser vieler Flüsse hat schon jetzt die Rekordmarken aus dem Dürrejahr 2003 unterschritten und Talsperren wie der Edersee führen nicht mal mehr 10 Prozent der Wassermenge bei Vollstau. Bleiben ergiebige Niederschläge auch in den Wintermonaten aus, könnte im nächsten Jahr regional sogar das Trinkwasser knapp werden.
Auch wegen der Trockenheit gab es in diesem Herbst deutlich seltener Nebel als in feuchteren Jahren. Und wenn sich in den Frühstunden doch einmal Nebel gebildet hatte, war die graue Suppe längst nicht so hartnäckig wie dies sonst für den November so typisch ist. Die Folge: Auch im vorletzten Monat des Jahres machte die Sonne Überstunden. So gab es in der Region fast die Hälfte mehr Novembersonne als üblich. Und das gleiche galt für das ganze Land. Nur rund um den Bodensee, im Allgäu sowie am südlichen Oberrhein bremsten zähere Nebelfelder das Plus beim Sonnenschein etwas aus. Dafür brachten es die höheren Lagen der Mittelgebirge teils auf einen Sonnenüberschuss von deutlich mehr als 50 Prozent.
Die extreme Dürre bei uns ist kein Einzelphänomen. In vielen Teilen der Erde gerät das Klima immer öfter und immer augenfälliger aus dem Takt. So gehen auch die verheerenden Waldbrände dieser Tage in Kalifornien auf eine hartnäckig trockene Wetterphase zurück. An der Alpensüdseite zeigte sich dagegen das Gegenextrem: Sintflutartige Regenfälle und verheerende Stürme setzten viele Regionen unter Wasser oder zerstörten sogar ganze Wälder. Binnen nur drei Tagen ergossen sich teils über 600 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel. Das entspricht der Menge, die bei uns durchschnittlich innerhalb eines ganzen Jahres zusammenkommt, normalerweise, denn diesjahr sind im Marburger Land bis jetzt insgesamt noch nicht mal 500 Liter Regen gefallen.
Marburg, am 30.11.2018
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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