Wintermonat mit drei Wettergesichtern
Erst mild, dann kalt, dann mild und nass, vor allem aber trüb
Bilanz: Etwas feuchter als normal mit 108% Schnee/Regen - recht mild Abweichung: +0,80 Grad (* inkl. Temperaturkorrekturfaktor: -0,7° wegen defekter Ventilation
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Das Jahr 2013 ging mit drei deutlich voneinander abgegrenzten Wettergesichtern an den Start: Erst war es grau und mild, dann grau und kalt mit einer überaus hartnäckigen Schneedecke. In den letzten Monatstagen kippte das Wetterkarussell dann erneut auf grau und sehr mild, zusätzlich wurde es dabei nun auch noch ausgesprochen nass. Geht man allerdings nach seinem exorbitant trüben und dunklen Verlauf, bleibt von diesen drei Gesichtern letztlich nur Eines: Der Januar war fast durchweg wolkenverhangen und hüllte die Region in ein nervenaufreibendes Dauergrau, die Sonne schien gar nicht mehr zu existieren.
In der Summe ließ sich die Sonne im ganzen Monat gerade einmal 20 Stunden lang blicken. Nach dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre wäre dagegen fast das doppelte, nämlich rund 36 Sonnenstunden für den Monat "normal". Eingedenk einer derart beharrlichen Düsternis mag es kaum Trost spenden, dass es in einigen Teilen Deutschlands sogar noch weniger Sonnenlicht gab: In Teilen Westdeutschlands, im Hunsrück, gab es sogar nicht einmal 10 Stunden mit Januarsonne.
Wärmster Tag des Monats war der 30. mit registrierten 14 Grad plus, am eisigsten war es am 24., wo in Marburg fast minus 9 und im Umland sogar Werte um minus 10 Grad gemessen wurden. Direkt über der 10 bis 15 Zentimeter dicken Schneedecke kühlte die Luft sogar bis nahe minus 15 Grad ab. An 12 von insgesamt 17 Tagen mit Frost stieg das Quecksilber auch tagsüber nicht über den Gefrierpunkt. Dennoch lag die monatliche Durchschnittstemperatur letztlich um fast 1 Grad über dem langjährigen Klimamittel, die milden Tage hatten letztlich immer noch ein deutliches Übergewicht.
Angesichts seines so hartnäckig grauen und trüben Charakters mag es erstaunen, dass der Januar 2013 lange Zeit über ein außergewöhnlich trockener Monat war. Bis zum 26. kam in Marburg mit nur 21 Litern pro Quadratmeter, von denen übrigens gut zwei Drittel als Schnee gefallen waren, nicht mal die Hälfte der "normalen" Monatssumme von rund 46 Litern zusammen. Erst die außerordentlich nassen, letzten 5 Monatstage wendeten das Blatt, so dass die klimatische Wasserbilanz mit 108 Prozent des Sollwerts letztlich doch noch leicht übernormal zu Buche schlug.
Bemerkenswert war das Wettergeschehen am dritten Wochenende des Monats: Minus 5 Grad eisige Frostluft lag zäh und schwerfällig in den Tälern der Region, während am Sonntag, den 20. gleichzeitig eine Wetterfront in 1.000 bis 2.000 Meter Höhe lauen Südwind mit Plusgraden brachte. Und so kam es, wie es kommen musste: Die überaus stattliche Schneefracht der Wolken verwandelte sich in der bis zu plus 5 Grad warmen Schicht für mehrere Stunden in Regen, der sodann in eisige Luftmasse in den Tälern hinein prasselte. Das Ergebnis war ein massiver Eisregen, eine Mischung aus einerseits schon wieder zu Eiskügelchen gefrorenen und andererseits gerade noch flüssigen Regentröpfchen.
Sobald dieser Eisregen auf unterkühlte Oberflächen traf, fror er blitzartig fest und überzog nicht nur Straßen, Wege, Autos und Mauern, sondern auch Bäume, Sträucher und die komplette Decke des bereits liegenden Schnees mit einer feinen Schicht aus funkelndem Eis. Dabei erwiesen sich die eingelagerten Eiskügelchen als wahrer Glücksfall, denn sie hielten die Eisoberfläche stets körnig und rau und verhinderten so, dass sich an diesem denkwürdigen Abend wirklich extremes Glatteis bilden konnte. Wo dies - wie in vielen Teilen Südwestdeutschlands - passierte, ging wirklich gar nichts mehr: Ein vielstündiger, völliger Stillstand im Straßen-, Schienen- und sogar Luftverkehr war die Folge.
Dann wurde es auch in der milden Höhenschicht wieder frostig und der Eisregen wieder zu Schnee, es schneite die ganze Nacht weiter. Anderntags bedeckten neun Zentimeter feinsten Pulverschnees den eisglasierten Altschnee und die Gesamtschneehöhe war auf stolze 15 Zentimeter Höhe angewachsen.
* Wegen eines im Lauf des Dezembers 2012 unbemerkt eingetreten Defekts bei der Ventilation der Wetterstation wurden bei windschwachem Wetter zu hohe Temperaturwerte ausgegeben. Die Fehlergröße konnte auf im Durchschnitt 0,7 Grad bestimmt werden. Um die Vergleichbarkeit der ermittelten Daten wiederherzustellen, wurden die im Diagramm ausgewiesenen Witterungsdaten in der Abschlussbewertung um diesen Korrekturfaktor rechnerisch modifiziert, d.h. die Erläuterungen unter "Bilanz" geben die fehlerbereinigten Klimawerte wieder. Die defekte Ventilation wird in Kürze wiederhergestellt. - 15. März 2013.
Marburg, am 31.01.2013
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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