Kalt aber sonnig und sehr trocken
Extreme Kältewelle ließ fast ganz Europa im Eis erstarren

Bilanz: Extrem trocken mit nur 21,6 % Regen - deutlich zu kalt / Abweichung: -1,7 Grad
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Mit einer negativen Abweichung von der monatlichen Durchschnittstemperatur von 1,7 Grad zeigte sich der Februar so eisig, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch wenn nach einer extrem kalten, ersten Monatshälfte ein sehr milder Monatsausklang das zunächst enorm große Temperaturminus noch deutlich mindern konnte, blieb das Temperaturniveau des Gesamtmonats unterm Strich immer noch so stark negativ, dass auch die Gesamtbilanz des zuvor außergewöhnlich milden Winters letztlich nur noch gut ein Grad über den Durchschnittswerten zu liegen kam.
Ähnlich schaut es mit der gesamtwinterlichen Niederschlagsspende aus: Waren die Monate Dezember und Januar noch außerordentlich nass, so korrigierte der Februar die klimatische Wasserbilanz nun stark nach unten. So fielen nur etwa 20 Prozent der monatsüblichen Niederschlagsmenge und der bisherige Überschuss der winterliche Gesamtniederschlagsmenge schrumpfte erheblich zusammen. Insgesamt lag die klimatische Wasserbilanz dieses Winters wegen des so trockenen Februars trotz der sehr milden Vormonate nur noch um etwa ein Drittel über den klimatischen Mittelwerten.
Zuletzt verlief der Februar 2012 auch noch überaus sonnig. Vor allem wegen der äußerst hartnäckigen Regentschaft eines von Russland bis nach Spanien reichenden Hochs während der gesamten ersten Monatshälfte hatten Wolken keine Chance und so konnte die Sonne zahlreiche Überstunden leisten und auch die Nächte verliefen weit überdurchschnittlich klar. Wolkenarmes Wetter im Hochwinter geht aber fast immer mit besonders niedrigen Temperaturen einher, denn in den langen Nächten kann die Erde mehr Wärme in den Weltraum abstrahlen, als ihr tagsüber von der Sonne zugeführt wird.
Wenn dann auch noch der Wind aus dem eisigen Osten Europas nach Mitteleuropa weht sind dies ideale Voraussetzungen für besonders beißende Kälte. So kommt es, dass auch im Marburger Land strenge Minusgrade registriert wurden. Die Tiefsttemperatur in Marburg wurde am Morgen des 7. mit bitterkalten minus 16 Grad gemessen und in insgesamt 9 Nächten wurde die Minus-10-Grad-Marke unterschritten. Im Hinterland wurden sogar minus 18 und an der oberen Lahn bei Biedenkopf eisige minus 20 Grad erreicht.
Gleichzeitig blieben auch die Höchstwerte in den ersten 12 Monatstagen durchweg unter dem Gefrierpunkt, davon rund eine Woche lang sogar unter minus 5 Grad. Bei derart strengen Minusgraden kann der Frost mangels isolierender Schneedecke besonders tief in die Erde vordringen. Im Ebsdorfergrund gefroren die Böden fast einen Meter tief. Gleichzeitig erstarrten Seen und Flüsse unter einer dicken Eisdecke, die schon nach wenigen Tagen tragfähig war. So gingen in Marburg viele Menschen auf der gefrorenen Lahn sogar spazieren. Erst in der zweiten Monatshälfte wurde es wieder milder und das Eis schmolz dahin. Wärmster Tag war sodann der 29. mit knapp 16 Grad plus.
Aber nicht nur in Mitteleuropa war der heurige Februar besonders kalt. Auch in weiten Teilen Südeuropas zeigte sich der Monat von einer ungewöhnlich grimmigen Seite. So versanken weite Teile Süd- und Südostosteuropas sowie Italiens bei eisigen Minusgraden im Schnee und sogar auf des deutschen liebster Urlaubsinsel, auf Mallorca, schneite es bis auf die Strände herab. In Teilen Deutschlands sank das Quecksilber unter minus 25 Grad, vielfach wurden für den Februarmonat neue Kälterekorde registriert. - Dass unsere Region von der grimmigsten Kälte verschont blieb lag übrigens allein an der fehlenden Schneedecke. Hätte während der Kältewelle Schnee gelegen, wären die Temperaturen auch im Marburger Land deutlich unter die minus-20-Grad-Marke gesunken.
Marburg, am 29.02.2012
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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