Frühsommer pur mit heißem Finale
Extremes Unwetter setzte die Region unter Wasser
Bilanz: Sehr nass mit 187 % Regen - außergewöhnlich warm / Abweichung: +3,6 Grad
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Nach dem wärmsten April seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen dauerte die ungewöhnlich warme Witterungsphase auch im Wonnemonat weiter an. Die Durchschnittstemperatur stieg bereits über 16 Grad und bilanzierte damit fast vier Grad über dem Klimamittel. Auch bundesweit fiel der Mai weit überdurchschnittlich warm aus. Vor allem der Norden profitierte von hartnäckigen Schönwetterhochs, die immer wieder über Nordeuropa vor Anker gingen und unablässig warme Luftmassen nach Mitteleuropa schaufelten.
Während bereits 14 Sommertage, also Tage mit mindestens 25 Grad zu verzeichnen waren, gab es nur einen heißen Tag mit mindestens 30 Grad: Am 28. wurden in Marburg 31,2 Grad gemessen. Die kälteste Nacht wurde am 2. Mai registriert, wo das Quecksilber selbst in der Stadt fast bis zum Gefrierpunkt sank. Dabei gab es verbreitet Bodenfrost mit Reif. So kühlte die Luft unmittelbar über dem Erdboden unter minus 3, im kälteanfälligen Marburger Umland teils sogar nochmals unter die Minus-5-Grad-Marke ab.
Auch beim Sonnenschein war der Wonnemonat mal wieder überaus spendabel: So wurde das Monatssoll in der Region um gut 40 Prozent übertroffen. Noch sonniger war es im Norden, wo das Monatssoll regional um bis zu 60 Prozent übertroffen wurde. Dagegen blieb die Zahl der Sonnenstunden ganz im Süden Deutschlands im Allgäu meist etwas hinter dem langjährigen Monatsmittel zurück. Dort und im Südwesten machten sich immer wieder Gewittertiefs bemerkbar, die sich am Südrand der Schönwetterzone laufend regenerierten.
Dementsprechend kontrastreich fiel auch die Niederschlagsbilanz aus: Während besonders im Südwesten einige Orte von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurden, blieb es im Flächenmittel zu trocken, in Teilen Brandenburgs kamen sogar nicht mal 5 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen. Als Folge der anhaltenden Dürre besteht dort inzwischen verbreitet extreme Waldbrandgefahr!
Auch im Marburger Land blieb es zunächst ungewöhnlich trocken: An den ersten 12 Monatstagen fiel nicht ein Tropfen Regen, sodass die Region im gelben Blütenstaub der in diesem Frühjahr besonders stark ausgeprägten Fichtenpollen geradezu versank. Doch dann kam der 13. Mai und mit ihm eines der heftigsten Unwetter seit Jahren: Mit Passage eines einzigen schweren Gewitters kamen in Marburg binnen nur 20 Minuten fast 25 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel. Eingelagerter Hagel verstopfte die Teile der Kanalisation, wodurch viele Straßen und Plätze unter Wasser gesetzt wurden.
Weitere Gewitter lieferten noch bis in die Nacht hinein immer wieder Regennachschub, sodass dieser denkwürdige Tag der Stadt letztlich fast 60 Liter Regen und damit über 90 Prozent des monatlichen Regensolls bescherte. Auch im Umland tat das viele Nass nicht gut: Die Regenfluten lösten lokale Überflutungen aus. Erhebliche Verschwemmungen des Erdreichs landwirtschaftlicher Flächen kamen hinzu. Der ersehnte Regen war in zu kurzer Zeit in viel zu großer Menge gefallen.
Ende Mai nahm ein weiteres, schweres Unwetter die Region aufs Korn: Am Abend des 29. Mai fielen in Marburg binnen kurzer Zeit nochmals über 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Erneut kam es zu Überflutungen, die teils erhebliche Schäden anrichteten. So standen beispielsweise auch Teile der neu eröffneten Universitätsbibliothek am Alten Botanischen Garten unter Wasser. Insgesamt bilanzierte der Wonnemonat daher bei der Regensumme weit überdurchschnittlich: Letztlich war er fast doppelt so nass, wie nach dem klimatischen Durchschnitt zu erwarten war.
Marburg, am 31.05.2018
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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