Sehr trocken und durchschnittlich warm
Verheerende Pfingstunwetter verfehlten die Region nur um Haaresbreite
Bilanz: Sehr trocken mit nur 32 % Regen - normal warm / Abweichung: +0,2 Grad
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Nach dem nassen Maimonat zeigte sich der Juni im Marburger Land wieder von einer sehr trockenen Seite. So kam mit knapp 21 Litern pro Quadratmeter nur gut 30 Prozent der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge zusammen. Ähnlich trocken war es zuletzt im April. Diese spärliche Regenspende verteilte sich auf nur acht Regentage, wovon aber allein 8 Liter am Monatselften fielen. Im Umland sah es mit der Regenbilanz regional etwas besser aus, je nachdem welche Zugbahn die lokal eng begrenzten Gewittergüsse an diesem Tag genau genommen hatten. Unterm Strich blieb es jedoch auch im Ebsdorfergrund und im Hinterland viel zu trocken.
Bei der Zahl der Sonnenscheinstunden zeigte sich der erste Sommermonat dagegen sehr ausgewogen. Mit rund 206 Sonnenstunden entsprach die Sonnenscheindauer fast genau dem im klimatischen Junimittel. Die Abweichung war mit + 1,5 Prozent im Marburger Land nur marginal. Deutlich sonniger war es dagegen im südlichen Deutschland, wo regional bis um 300 Sonnenstunden zusammenkamen.
Auch bei den Temperaturen zeigte sich der Juni unterm Strich ausgewogen. Mit durchschnittlich 16,5 Grad war es nur geringfügig wärmer als im Mittel der Jahre. Die positive Abweichung betrug 0,2 Grad und lag damit vollauf im Normalbereich. Dennoch verbergen sich hinter diesem Durchschnittswert teils extreme Temperaturgegensätze, die aber, weil sie sich bis zum Monatsende gegenseitig ausgleichen konnten, in der Gesamtbilanz nicht mehr ins Auge fallen.
Heißeste Tage des Jahres waren die beiden Pfingstfeiertage mit jeweils gut 32 Grad in Marburg und im Ebsdorfergrund und immerhin noch knapp über 30 Grad im kühleren Hinterland, und das nur drei Tage nach dem kältesten Morgen des Monats. Noch am 6. hatte das Thermometer in der Frühe in Marburg kaum 6 und im Umland nicht mal 5 Grad angezeigt. Direkt über dem Boden war es sogar noch ein paar Grad kälter: In Marburg wurden dort innerstädtisch nur 3 Grad gemessen und an exponierten Orten des Umlandes dürfte es vereinzelt durchaus sogar Reif gegeben haben.
Unterm Strich brachte es der heurige Juni auf acht sogenannte "Sommertage", also Tage an denen die Höchstwerte mindestens 25 Grad erreichen. Und drei aufeinanderfolgende Tage davon waren dank der kurzen, aber sehr heftigen Hitzewelle zu Pfingsten sogar "heiße" Tage mit mehr als 30 Grad. Zum Höhepunkt dieser Hitzewelle kühlte es selbst nachts kaum unter 20 Grad ab. Hinzu kam auch noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, so dass diese Zeit meist als unerträglich schwül empfunden wurde.
Bemerkenswert ist zudem, dass sich die extreme Schwüle letztlich in verheerenden Unwettern entlud, die unsere Region glücklicherweise verfehlten. So kam es an allen drei Hitzetagen im westlichen und nördlichen Deutschland zu schweren Gewittern, die von sintflutartigen Regenfällen, großem Hagel und schweren Sturmböen begleitet wurden. Höhepunkt dieser für mitteleuropäische Verhältnisse schon außergewöhnlich lang andauernden Unwetterserie bildete am Pfingstmontag ein sogenanntes "Bow Echo", eine bogenförmige Schwergewitterkette, die fast ganz Nordrhein-Westfalen überdeckte.
Dabei walzten extreme Orkanböen von mehr als 140 Stundenkilometer im Ruhrgebiet ganze Wälder und Stadtparks nieder. Im Großraum Düsseldorf und Essen wurde jeder vierte Baum beschädigt oder entwurzelt. Dächer wurden abgedeckt, die Oberleitungen von Bahntrassen zerstört, Autobahnen, aber auch Straßen inmitten von Wohngebieten völlig blockiert, Autos von umstürzenden Bäumen begraben und Passanten verletzt. Sechs Menschen verloren ihr Leben. Angesichts der geradezu apokalyptischen Dimensionen dieses extrem zerstörerischen Unwetters können wir von Glück sagen, dass seine gewaltigen Wolkentürme unsere Region gerade noch so eben um Haaresbreite verfehlt hatten.
Marburg, am 30.06.2014
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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