Warm, ziemlich sonnig und viel zu trocken
Lässt Klimawandel Grönlands Eisschild schmelzen?
Bilanz: Extrem trocken mit nur 16,6 % Regen - außergewöhnlich warm / Abweichung: +4,13 Grad
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Mit einem Temperaturplus von etwas mehr als 4 Grad und einem Sonnenscheinüberschuss von fast 50 Prozent gebärdete sich der Lenzmonat außergewöhnlich sonnig und extrem warm. Gleichzeitig bilanzierte der erste Frühlingsmonat auch noch extrem trocken: So fielen im Marburger Land je nach Exposition nur 8 bis 14 Liter Regen pro Quadratmeter und damit nur 15 bis 20 Prozent der klimatischen Mittelwerte.
Wärmster Tag war der 25., wo in Marburg 21,4 und auch im Umland verbreitet schon frühlingshafte Werte über 20 Grad gemessen wurden. Kältester Morgen war der 7. mit knapp unter minus 2 Grad in der Stadt und Werten von minus 3 bis minus 4 Grad im Ebsdorfergrund und im Hinterland. Unmittelbar über dem Erdboden sank das Quecksilber an diesem Morgen vielfach sogar nochmals unter die Minus-5-Grad-Marke. Reif und Eis aus den Nachtstunden hatten jedoch – ebenso wie letzte Frühnebelfelder keinen Bestand mehr.
Bei aller Freude über das so "schöne" Frühjahr muss allerdings angemerkt werden, dass die damit verbundene Trockenheit für die Natur schon wieder puren Stress bedeutete. Denn gerade im Frühjahr sind Niederschläge besonders wichtig, damit sich die Pflanzen entwickeln können. Fehlt das Wasser für eine zügige Bildung von Knospen, Blättern und Blüten gerät die Entwicklung zwangsläufig ins stocken. Dies lässt auch mit Blick auf den Aprilmonat bangen: So sind allein vier der letzten fünf Aprilmonate erheblich zu warm und teils extrem trocken ausgefallen. Vor diesem Hintergrund stellt sich einmal mehr die Frage nach dem Klimawandel.
Und es mutet in der Tat wie ein Horrorszenario an, was Forscher des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung inmitten der Frühjahrswarmzeit im März in einer neuen Studie zum Klimawandel vorgestellt haben: Sie warnen, dass der Meeresspiegel schon bald um mehrere Meter ansteigen und den Lebensraum von Millionen Menschen überfluten könnte. Grund für diese Katastrophe biblischen Ausmaßes sei das bevorstehende, fast vollständige Abschmelzen des über 3000 Meter mächtigen Eispanzers der Arktisinsel Grönland.
Wie die Forscher erklären, würde es im Falle einer Klimaerwärmung von nur zwei Grad rund 50.000 Jahre, bei ungehemmtem CO2-Eintrag in die Atmosphäre sogar nur etwa 2.000 Jahre dauern, bis der Eisschild Grönlands fast vollständig abgeschmolzen wäre. Gleichzeitig würde der Wasserspiegel der Weltmeere anschwellen, die Küstenlinien meterhoch überfluten und zahllose Metropolen zerstören. Schon eine globale Erwärmung von nur 1,6 Grad überschreite wahrscheinlich den Punkt, der diese Vorgänge unumkehrbar in Gang setze, mahnen die Potsdamer Forscher.
Ob sich nachfolgende Generationen tatsächlich auf ein solches Schreckensszenario einstellen müssen, ist entgegen dem beschwörenden Alarmruf der Forscher allerdings höchst ungewiss. Denn trotz aller Fortschritte auf dem Gebiet der Klimaforschung handelt es sich nur um ein Rechenmodell und nicht um die Wirklichkeit. Zwar glauben die Forscher, bei ihren Berechnungen alle relevanten Faktoren berücksichtigt zu haben, doch wie die Erdgeschichte lehrt, hält die Wirklichkeit stets Unwägbarkeiten und Überraschungen bereit, die auch von den besten Modellen nicht vorhersehbar sind.
Gerade bei der Erforschung natürlicher Klimaschwankungen ist unser Wissen nur rudimentär. So stehen etwa Vulkanausbrüche in Verdacht in der Vergangenheit wiederholt dramatische Abkühlungen verursacht zu haben, zuletzt im Mittelalter. Darauf rückten die Gletscher jahrhundertelang vor, erreichten ihre größte Ausdehnung aber erst in der Neuzeit. Auch die auf Grundlage der Forschung weniger Jahrzehnte nun für Grönlands Gletscher berechnete Gnadenfrist von 2.000 bis 50.000 Jahren ist nach geologischen Maßstäben nur ein Wimpernschlag in der Zeit und auch nur ein einziger, großer Vulkanausbruch könnte all’ diese Berechnungen mit einem Schlag in ihr glattes Gegenteil verkehren ...
Marburg, am 31.03.2012
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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