Nach Rekordhitze wechselhaftere Phase
Extreme Dürre nur wenig gelindert
Bilanz: Etwas zu trocken mit knapp 90 % Regen - warm / Abweichung: +2,2 Grad
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Nach dem weltweit wärmsten Juni seit Aufzeichnungsbeginn vor gut 130 Jahren schreibt auch der Juli 2015 Klimageschichte: Zumindest in Südeuropa sowie im südlichen Mitteleuropa war der Monat vorwiegend heiß, teils sogar extrem heiß, wobei im mittelfränkischen Kitzingen am 5. Juli mit 40,3 Grad ein neuer Temperaturrekord für Deutschland aufgestellt wurde. Aber auch bei uns bestimmte zunächst außergewöhnliche Hitze, dann etwas gemäßigteres Sommerwetter die Witterung. Trotz kurzen Abkühlungsphasen setzte sich die extreme Trockenheit der Vormonate fort und wurde auch von ein paar wenigen Tagen mit kräftigen Regengüssen kaum wirklich gelindert.
Im Marburger Land war der zweite Sommermonat mit 20,2 Grad um etwas mehr als zwei Grad wärmer als im Mittel der letzten 30 Jahre. Dabei konnten 17 sogenannte Sommertage verzeichnet werden, also Tage, an denen die Höchsttemperatur mindestens 25 Grad erreichte. Davon waren 10 Tage "heiße" Tage mit tropischen 30 Grad und mehr und an 5 Tagen stieg das Thermometer sogar über die 35-Grad-Marke. Die letzte vergleichbare Hitzewelle liegt zwölf Jahre zurück. Damals, im Hitzesommer 2003, erreichte die Hitze allerdings erst im August ihren Höhepunkt.
Heißester Tag im heurigen Juli war der 4. mit 38,5 Grad in Marburg und immer noch gut 36 Grad im etwas kühleren Hinterland. Aber auch am Tag darauf, am 5., kletterte die Quecksilbersäule mit 38,4 Grad noch einmal fast auf den gleichen, extremen Wert. Da die Wetterstationen im Marburger Land im "Jahrhundertsommer" 2003 noch nicht existierten, kann allerdings nicht angegeben werden, ob diese Werte die damalige Rekordhitze übertroffen haben oder nicht. Fest steht: Bei derart hohen Temperaturen kann sich der Körper auch durch starkes schwitzen kaum noch Abkühlung verschaffen. Die Folge können erhebliche gesundheitliche Risiken bis hin zum Hitzschlag sein.
Kühlster Morgen war der 10. Juli mit nur 5 Grad, wobei direkt über dem Erdboden sogar nur 3 Grad gemessen wurden. Die Mehrzahl der Nächte war allerdings mit Tiefsttemperaturen um oder leicht über 15 Grad lau und am 5. kühlte es in Marburg sogar nicht mal unter die 20-Grad-Marke ab. Mit einem Minimum von 21,4 Grad wurde eine sogenannte "Tropennacht" verzeichnet, ein abseits der großen Ballungsräume auch in sehr warmen Sommern ausgesprochen seltenes Ereignis.
Aber nicht nur die hohen Temperaturen, sondern auch die anhaltende Trockenheit sorgte in der Region für massive Probleme: Die seit dem Frühjahr andauernde Dürre nahm aufgrund der großen Hitze Anfang Juli wie befürchtet teils katastrophale Ausmaße an. Feldfrüchte, die nicht künstlich bewässert werden konnten, verdorrten oder kamen zur Notreife, Landwirte erlitten Ernteeinbußen von teils weit über 50 Prozent. Von den immerhin knapp über 50 Liter Regen pro Quadratmeter kamen rund zwei Drittel an nur zwei Tagen, nämlich am 19. und am 27. Juli vom Himmel. Der Rest verteilte sich auf insgesamt dreizehn Regentage mit jeweils aber nur geringen Niederschlagsmengen. Wind und Sonne ließen diesen spärlichen Regen jedoch größtenteils wieder verdunsten, sodass er an der angespannten Dürresituation nur wenig zu ändern vermochte.
In anderen Landesteilen gab es dagegen teils verheerende Unwetter, die zwar die Regenbilanz normalisierten oder sogar übererfüllten, doch konnten die ausgetrockneten Böden die vom Himmel stürzenden Wassermassen kaum aufnehmen, sodass es regional zu Überflutungen kam. Nur im Norden hielten sich die Wetterextreme in Grenzen: Dort brachte es der Julimonat auf ein Temperaturplus von nur ein bis zwei Grad und eine vielfach überdurchschnittliche Niederschlagsbilanz. Anders im Süden, wo die Durchschnittstemperatur letztlich teils mehr als vier Grad über den Normalwerten lag.
Marburg, am 31.07.2015
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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