Viel Sonne und außergewöhnlich warm
Wärmster April seit Messbeginn – Extreme werden immer häufiger
Bilanz: Normal feucht mit 98 % Regen - extrem warm / Abweichung: +4,5 Grad
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Mit einer Durchschnittstemperatur von fast 13 Grad war der April 2018 im Marburger Land fast fünf Grad wärmer als im vieljährigen Mittel. Bundesweit betrachtet war die Temperaturanomalie regional sogar noch größer: In einigen Teilen Deutschlands war der Monat mehr als sechs Grad zu warm, und damit sogar wärmer, als in ein durchschnittlich verlaufender Mai.
Auffällig war die große Zahl sogenannter Sommertage, also Tage mit einer Höchsttemperatur von 25 Grad und mehr. Im langjährigen Durchschnitt gibt es im April bei uns nur einen, bestenfalls auch mal zwei solcher Tage, doch in der Mehrzahl der Jahre wird die 25-Grad-Marke erst im Mai erreicht. In diesem Jahr wurden in Marburg dagegen bereits fünf Tage mit Maxima über 25 Grad registriert. Wärmster Tag war der 19. April mit 27,6 Grad. In einigen Teilen Nordrhein-Westfalens wurde an diesem Tag erstmals in diesem Jahr sogar schon die 30-Grad-Marke geknackt.
Dabei war der Monat nach dem bitterkalten März noch sehr frisch an den Start gegangen: Kältester Morgen war der 6. mit knapp minus 2 Grad in der Stadt und sogar bis zu minus 4 Grad in exponierten Kältelöchern der Region. Direkt am Erdboden war es sogar unter minus 5 Grad kalt. Dennoch blieb es bei nur zwei Frostnächten, denn von da an schlug das Pendel in die Gegenrichtung aus, zugunsten eines April, der selbst einem Mai alle Ehre gemacht hätte. So schrieb der April 2018 Klimageschichte: Er war der wärmste Aprilmonat seit Messbeginn vor über 130 Jahren.
Passend zu der so außergewöhnlichen Wärme zeigte sich auch die Sonne überdurchschnittlich oft. Von der Monatsmitte an blieb es sogar eine ganze Woche lang nahezu wolkenlos, sodass das Soll bei der Zahl der Sonnenscheinstunden fast um die Hälfte überschritten wurde.
Trotz den so zahlreichen Sonnenstunden und dem enormen Temperaturüberschuss war der Monat in unserer Region jedoch nicht zu trocken. So gab es immer wieder auch Regengüsse, wobei vor allem der 13. April sehr viel himmlisches Nass bescherte: Allein an diesem Tag wurde in Marburg mit 22 Liter Regen pro Quadratmeter fast die Hälfte des gesamtmonatlichen Niederschlagssolls registriert. Und weil der Regen nicht als starker Schauer, sondern in Form eines ergiebigen Landregens fiel, hatte das Wasser genug Zeit, die oberen Bodenschichten gut zu durchfeuchten, sodass der nachfolgende Überfluss an Licht und Wärme optimal zur Pflanzenentwicklung genutzt werden konnte.
Die Folge: Die von der zähen Spätwinterkälte lange Zeit ausgebremste Natur explodierte geradezu und binnen kürzester Zeit erblühte und ergrünte die Pflanzenwelt zu voller Pracht. Andere Landesteile hatten da weniger Glück: Verbreitet war der April in Deutschland deutlich trockener als normal und vielerorts kamennur zwei Drittel des Niederschlagssolls zusammen. In der Bodenseeregion blieb es sogar staubtrocken: Dort fielen in Konstanz gerade mal 7 Liter Regen pro Quadratmeter.
Angesichts der raschen Abfolge eines sehr kalten März und eines extrem warmen Aprilmonats drängt sich der Eindruck auf, dass Extremwetterlagen seit einigen Jahren offenbar immer häufiger werden. Und auch in anderen Teilen der Welt werden ähnliche Beobachtungen gemacht. Klimaforscher gehen schon lange davon aus, dass der gegenwärtige Klimawandel die Entwicklung derartiger Wetterextreme begünstigt. So würden die "normalen" Windmuster gestört, sodass Tiefs und Hochs immer länger an Ort und Stelle verharren, wodurch sich auch Extremwetter immer mehr häuft. Bleibt zu hoffen, dass derlei Befürchtungen in den vor uns liegenden Sommermonaten keine Bestätigung finden werden.
Marburg, am 30.04.2018
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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