Ende der Dürre – aber immer noch Regen nötig
Was verheißt der "Siebenschläfer" für den Hochsommer?
Bilanz: Normal feucht mit 97 % Regen - etwas zu warm / Abweichung: +1,02 Grad - wenig Sonne / Vergleich Klimamittel: 86,9 %
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Erstmals seit Februar ging mit dem Juni mal wieder ein Monat mit einem deutlichen Minus beim Sonnenschein ins Land. So erreichte die mittlere Sonnenscheindauer mit 176 Stunden nur etwa 87 Prozent des gesamtmonatlichen Klimasolls. Nach dem weit überdurchschnittlich sonnigen, trockenen und außergewöhnlich warmen Frühling zeigte sich der erste Sommermonat zudem recht durchwachsen und näherte sich so mitteleuropäischen Normalzuständen wieder etwas an.
Auch die extreme Dürrezeit der Vormonate ging im Juni endlich zu Ende. Zwar kam die monatsübliche Regensumme mit 63,3 Litern je Quadratmeter in Marburg nicht ganz zusammen (Klimamittel: 65 Liter), doch für die ausgedörrte Natur waren diese Niederschläge überlebenswichtig. Sie kamen für viele Kulturpflanzen buchstäblich im letzten Moment. Ob sich die Natur von der vorangegangenen, großen Trockenheit nun noch erholen kann, hängt von der weiteren Witterungsentwicklung im Hochsommer ab. Wahrscheinlich können die bereits verursachten Schäden allenfalls noch etwas abgemildert werden.
Zum Glück fiel der Juniregen nur selten in Form von Wolkenbrüchen, so dass den ausgetrockneten Böden auch genug Zeit blieb, das kostbare Nass aufzunehmen. Damit konnte sich die große Dürre im Lauf des Juni unterm Strich zwar etwas entspannen, doch verblieb – bezogen auf den Jahresverlauf immer noch ein enormes Regendefizit von mehr als 100 Litern. Normalerweise fallen im Marburger Land im ersten Halbjahr je nach Region zwischen 300 und fast 400 Liter Regen pro Quadratmeter. Diesjahr kamen erst 200 bis 250 Liter des himmlischen Nass zusammen.
Bei den Temperaturen bescherte der Juni allerdings eine weitgehende Normalisierung: Mit einem Wärmeüberschuss von nur rund einem Grad gegenüber den langjährigen Mittelwerten bewegte sich das Quecksilber nur noch wenig über dem Rahmen der normalen, klimatischen Schwankungsbreite. Extreme brachte der Monat kaum hervor. Bei 11 so genannten Sommertagen mit mindestensd 25 Grad wurde die monatliche Höchsttemperatur am 28. Juni erreicht und betrug in Marburg 32,6 Grad. Da die Temperatur auch am 4. bis und am 27., dem Siebenschläfertag, über die 30-Grad-Marke geklettert war, gab es im Juni insgesamt drei heiße Tage mit Höchstwerten von mindestens 30 Grad. Am kältesten war es dagegen am Morgen des 9. mit nur knapp 8 Grad.
Jetzt bleibt mit Spannung die Entwicklung der Hochsommerwitterung abzuwarten. Dies gilt umso mehr, weil sich in diesem Jahr genau zum Siebenschläfertag, am 27. Juni, sonniges und heißes Sommerwetter eingestellt hat. Nach dem Volksmund sollten daher nun sieben Wochen lang Sonne und Hitze regieren.
Zum Glück hängt die Entwicklung der Hochsommerwitterung jedoch NICHT vom Wetter eines einzelnen Tages, sondern von der Witterungstendenz eines mehrtägigen Zeitraumes ab. Auch weil sich der ursprüngliche Termin des Siebenschläfertages bereits im Mittelalter wegen einer Kalenderreform um 10 Tage nach hinten verschoben hat, umfasst der maßgebliche Zeitraum für die Siebenschläferregel die Zeit von Ende Juni bis gegen Ende der ersten Julidekade. Stellt sich die vorherrschende Witterung innerhalb dieses Zeitraumes grundlegend um, bleibt der neue Witterungstyp meist auch für längere Zeit - und damit während der zentralen Hochsommerwochen - dominierend.
Bezogen auf die aktuelle Witterung ist daher noch Vieles möglich. Am wahrscheinlichsten ist wohl ein mitteleuropäischer "Normalsommer" und damit ein wechselhafter Witterungstyp mit sowohl heißen, als auch mit kühlen und feuchten Abschnitten. Sollte sich die Großwetterlage allerdings innerhalb der ersten Julidekade auf ein beständigeres Windmuster ändern, hängt alles davon ab, ob sich vornehmlich südliche, östliche oder eher westliche Winde dauerhaft durchsetzen können. Die dann vorherrschende Windrichtung entscheidet darüber, ob der Hochsommer trocken und heiß oder - infolge häufig durchziehender, atlantischer Tiefausläufer wechselhaft und eher kühl verlaufen wird.
Marburg, am 30.06.2011
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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