Trüb und zunächst kalt, dann mild und feucht
März blieb deutlich kälter als der Weihnachtsmonat

Bilanz: Etwas feuchter als normal mit 128 % Regen - fast genau im Klimamittel / Abweichung: +0,2 Grad
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Mit durchschnittlich 4,4 Grad war der März um gut zwei Grad kälter als der Weihnachtsmonat Dezember. Der war allerdings auch rund fünfeinhalb Grad wärmer ausgefallen als im Mittel der Jahre und zählte damit zu den wärmsten Dezembermonaten seit Aufzeichnungsbeginn. Weil die Durchschnittstemperatur im März entgegen dem subjektiven Gefühl aber trotzdem fast genau im Klimamittel entsprach, wird erst richtig deutlich, wie außergewöhnlich mild der Winter 2015/16 verlaufen ist. Der März war seit dem Oktober letzten Jahres der erste Monat mit nahezu ausgeglichener Temperaturbilanz.
Wärmster Tag war der 18. mit knapp über 16 Grad in Marburg und immerhin noch fast 15 Grad im kühleren Hinterland. Kältester Morgen war der Monatserste mit minus 4 Grad in der Stadt und minus 5 bis minus 7 Grad im Umland. Am Erdboden war es wie immer in sternklaren Nächten teils noch deutlich kälter. Auch deutschlandweit war der Monat weitgehend ausgewogen temperiert. Richtig warm mit einem Plus von ein bis eineinhalb Grad war es im Norden und Nordosten, mit den größten positiven Abweichungen auf den Inseln Helgoland und Rügen.
Beim Niederschlag fiel der März in der Region aus dem Rahmen: In den ersten drei Wochen blieb es viel zu trocken, doch in den letzten Monatstagen regnete es so viel, dass in Marburg an letztlich insgesamt 17 Tagen rund ein Drittel mehr als die monatsübliche Niederschlagssumme zusammenkam. Und die fiel wiederholt sogar noch in Form von nassen Schneeflocken. Bundesweit war es dagegen mit nur rund 80 Prozent der normalen Niederschlagsmenge verbreitet zu trocken. Allerdings gab es regional große Unterschiede: Im Norden und in Alpennähe war es mit kaum drei Viertel des Solls besonders trocken, im Saarland und im Thüringer Becken war es dagegen mit einem Plus von rund 30 Prozent ebenso feucht, wie bei uns.
Auch beim Sonnenschein blieb der März mit nur etwa 90 Prozent der üblichen Sonnenstunden hinter dem Durchschnitt der Jahre zurück. Trübste Regionen Deutschlands waren Oberfranken und das Saarland mit nur rund 75 Prozent der normalen Sonnenstunden, am sonnigsten war es an der Nordsee mit fast 115 Prozent des Monatssolls auf Helgoland. Aber auch auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, gab es rund 15 Prozent mehr Sonne, als im Durchschnitt der Jahre. Dies übrigens deshalb, weil die Alpengipfel aufgrund ihrer Höhe häufig aus der Hochnebelsuppe des Alpenvorlandes herausragten.
Kaum dass wir uns dem Sommerhalbjahr nähern, geht es auch schon wieder los mit den Spekulationen über die Frühlingswitterung: Ein voraussichtlich warmer Lenz stehe uns bevor, konstatierte schon Anfang März der Deutsche Wetterdienst (DWD), der sich sonst bei Jahreszeitprognosen bekanntlich eher in Zurückhaltung übt. Andere sehen unter Berufung auf ein experimentelles Berechnungsmodell des amerikanischen Wetterdienstes einen durchwachsenen und eher kühlen Frühling kommen, bei dem sich vor allem der Wonnemonat Mai unangenehm hervortun könnte.
So ließ sich der Boulevardpresse liebster "Wetterexperte" für abenteuerliche Jahreszeitvorhersagen, ein gewisser Dominik Jung, schon Mitte Februar zu der gewagten Ankündigung hinreißen, der April dürfte zwar durchschnittlich wechselhaft werden, die Hoffnung auf einen wonnigen Mai sei dagegen gering. Um diese schillernden Verkündigungen ins rechte Licht zu setzen: Im gleichen Interview teilte der Mann mit, der März "könnte ein recht schöner Frühlingsmonat sein". Mit positiven Temperaturabweichungen um zwei bis drei Grad sei zumindest kein "Märzwinter" in Sicht.
Wie wir inzwischen wissen, war der März aber über weite Strecken trüb mit unterdurchschnittlichen Temperaturen und an der Mehrzahl der Tage eher spätwinterlich unterkühlt, als etwa frühlingshaft. Umgekehrt verhält es sich übrigens mit dem von "Wetter-Orakel" Sepp Haslinger unter Berufung auf die Blütenstände der Königskerze letzten Herbst angekündigten "Jahrhundertwinter" ...
Marburg, am 31.03.2016
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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