Etwas wärmer als im Mittel und lange Zeit trocken
Frühling tat sich auch am Mittelmeer schwer
Bilanz: Etwas feuchter als normal mit 115 % Regen/Schnee - etwas milder als im Mittel / Abweichung: +1,0 Grad
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Nach dem bereits staubtrockenen Februar blieb es auch im Lenzmonat März in der Region die meiste Zeit über noch sehr trocken. Bis zum 26. war erst ein Viertel der monatsüblichen Niederschlagsmenge zusammengekommen. Betroffen von dieser ausgeprägten Frühjahrstrockenheit waren allerdings nicht nur Marburg und der Ebsdorfergrund, sondern ganz Deutschland, ja sogar weite Teile Mitteleuropas. Das Wetter wurde nämlich fast den ganzen Monat von beständigen Hochdruckgebieten geprägt. Erst in den letzten Monatstagen brachte wechselhafteres und feuchteres Wetter noch die ersehnte Entspannung: Ergiebige Regenfälle besserten die Bodenfeuchte auf und hoben die monatliche Wasserbilanz noch leicht über den Durchschnitt an.
Das dominierende Hochdruckwetter machte sich auch in der Sonnenscheinbilanz bemerkbar. So war das Sonnenscheinsoll im Marburger Land mit rund 125 Sonnenstunden, entsprechend 115 Prozent des Solls, mehr als erfüllt und in den meisten anderen Landesteilen war es sogar noch deutlich sonniger. Nächtliche Nebel- oder Hochnebelfelder konnten sich aufgrund der hartnäckigen Trockenheit tagsüber meist nur kurz halten und Wolken schafften es nur selten den Reigen der Schönwetterhochs zu stören.
Doch trotz der sonnenscheinreichen Witterung stiegen die Temperaturen nur selten auf frühlingshaftes Niveau. Meist blieb das Quecksilber noch unter der 15-Grad-Marke und in den oft klaren Nächten wurde es häufig noch frostig und morgens mussten dann Reif und Eis von den Windschutzscheiben gekratzt werden. Am kältesten war es am 7. mit knapp 3 Minusgraden in Marburg und teils sogar unter minus 5 Grad im Umland. Wärmster Tag war der 18. mit bis zu 19 Grad im Nahbereich der Stadt und immer noch milden 16 Grad im kühleren Hinterland. Unterm Strich zeigte sich die Temperaturbilanz damit in der Region ausgewogen und lag nur geringfügig über dem vieljährigen Durchschnitt. Auch deutschlandweit war der Monat nur geringfügig wärmer als im Mittel der Jahre.
Wer an den Stränden des Mittelmeeres nach Sonne und Frühlingswärme gesucht hatte, ist in diesem März jedoch herbe enttäuscht worden: Wie schon in den vorangegangenen Winterwochen nisteten sich dort immer wieder kräftige Tiefdruckgebiete ein und bescherten wiederholt schweren Sturm, heftige Regenfälle oder – wie in den italienischen Apenninen – die massivsten Schneefälle seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen. So fielen dort kurz vor der Monatsmitte in dem italienischen Abruzzendorf Capracotta auf 1.421 m Höhe regional 2,56 Meter Schnee binnen nur 18 Stunden.
Diese gigantischen Schneemassen verdankte die Region einem Sturmtief über Süditalien und der Ägäis, an dessen Nordseite über der Adria ein eisiger Nordost-Orkan tobte. Er brachte russische Kaltluft mit, die sich über dem vergleichsweise warmen Wasser der Adria mit Feuchtigkeit vollsaugen konnte, bevor sie frontal gegen die Gebirgskette prallte. In tieferen Lagen lösten massive Regenfälle verheerende Überschwemmungen aus und an der kroatischen Küste wütete einer der heftigsten Bora-Orkane der letzten Jahrzehnte. Die Windgeschwindigkeit erreichte an Teilen der dalmatinischen Küste in Böen teils über 250 Stundenkilometer. Solche extremen Spitzenwerte werden sonst nur in größeren Höhen oder aber in starken tropischen Wirbelstürmen oder Tornados erreicht.
Neben derlei meteorologischen Kuriositäten hatte der März aber auch astronomische Besonderheiten zu bieten: So versetzte am Abend des 15. eine gleißend helle Feuerkugel weite Teile Mitteleuropas in Aufregung, als ein großer Meteorit niederging. Forscher suchen jetzt in der Schweiz nach den Resten des Himmelskörpers. Kurz darauf - in der Nacht zum 18. - entfachten Polarlichter ein grandioses Farbspiel am Himmel auch über Deutschland und zum Frühlingsanfang am 21. konnte man eine partielle Sonnenfinsternis beobachten: Dabei verdeckte der Mond kurzzeitig mehr als drei Viertel der Sonnenscheibe und ließ die Farben dieses sonnigen Vormittags in einem unwirklichen Grauschleier verblassen.
Marburg, am 31.03.2015
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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