Mild, trüb und nass
Inzwischen werden die Tage schon wieder länger
Bilanz: Sehr nass mit 182,5 % Regen - ungewöhnlich mild / Abweichung: +3,4 Grad - sehr trüb / Vergleich Klimamittel: ca. 65 %
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Nach der extremen Herbsttrockenheit gebärdete sich der Dezember 2011 trüb und ausgesprochen nass. Zugleich zeigte sich das Wetter launisch wie lange nicht mehr, doch winterliche Witterungsabschnitte blieben aufgrund des anhaltenden Zustroms atlantischer Luftmassen fast völlig aus, anders als im Vorjahr erlenten wir wieder einmal den Normalfall einer Grünen Weihnacht. Im Schnitt lagen die Temperaturen in Marburg und Umgebung mehr als 3 Grad über den langjährigen Mittelwerten.
Mit dem vorherrschend milden, atlantischen Wind wurden allerdings auch immer wieder die Wetterfronten von Tiefs über die Region gelenkt. So blieb der Weihnachtsmonat mit nur knapp zwei Drittel des monatsüblichen Sonnenscheins auch ziemlich trüb, vor allem aber war er ausgesprochen nass. Vom Hinterland bis zum Ebsdorfergrund brachte fast jeder Tag Regen, nur am 20. fiel der Niederschlag als Schnee, so dass sich mal einen Tag lang eine 5 bis 8 Zentimeter dicke Schneedecke bilden konnte, die aber rasch wieder dahin schmolz.
In der Summe brachte der Dezember über 80 Prozent mehr Niederschlag als nach dem Klimamittel und konnte so das übers Jahr aufgelaufenen Regendefizit spürbar verringern. Immerhin erreichte die Jahresniederschlagssumme mit knapp 570 Liter pro Quadratmeter letztlich noch fast 90 Prozent der Sollwerte für Marburg und das östliche Umland. Im Hinterland kamen rund 620 Liter Regen zusammen, womit die Wasserbilanz aber auch dort deutlich negativ blieb. Beim Sonnenschein, vor allem aber bei den Temperaturen lieferte das Jahr 2011 dagegen erhebliche Überschüsse. So lagen die Jahresdurchschnittstemperaturen im Marburger Raum rund 1 1/2 Grad über den vieljährigen Mitteln.
Mit dem kalendarischen Winteranfang kurz vor Weihnachten erreichte die Sonne den südlichsten Punkt auf ihrer scheinbaren Bahn am Himmel. Bei dieser auch als "Wintersonnenwende" bezeichneten Konstellation stand sie genau 23,4 Grad südlich des Äquators senkrecht am Himmel. In der Region Marburg erhob sie sich gleichzeitig am Mittag nur noch etwa 16 Grad über den Horizont. In Flensburg, Deutschlands nördlichster Stadt, waren es sogar nur 12, im südlicher gelegenen München dagegen fast 19 Grad. Zugleich erlebten wir am 22. Dezember die längste Nacht und den kürzesten Tag des Jahres.
Zur Zeit dieses jährlichen Minimums der Tageslänge kann die Sonne im Marburger Land - klares Wetter vorausgesetzt - übrigens nur wenig länger als 7 1/2 Stunden scheinen. In Nordfriesland beträgt die Tageslänge dann sogar kaum mehr als 7, in München dagegen rund 8 1/4 Stunden. Aber damit war die Talsohle der dunklen Jahreszeit auch schon erreicht. Inzwischen werden die Tage wieder länger. Zwar ist von der Rückkehr der Sonne bisher nur wenig zu spüren, denn die Tageslänge hat erst um wenige Minuten zugenommen. Bis Ende Januar wird es aber schon wieder merklich heller. Die Dauer der Zeit mit Tageslicht wächst auf dann schon wieder knapp mehr als 9 Stunden an.
Weil die Natur den astronomischen Konstellationen aber stets um einige Wochen hinterherhinkt, geht der Januar jedoch normalerweise mit den kältesten Tagen des Jahres einher. Ob dies auch im gerade begonnenen Jahr 2012 der Fall sein wird, bleibt allerdings erst noch abzuwarten. Vieles spricht dafür, dass das eingependelte Witterungsmuster mit eher milden, atlantischen Luftmassen noch ein ganzes Weilchen dominieren wird. Kurze Frostperioden mit Schnee sind zwar nicht ausgeschlossen, doch die Serie kalter Winter scheint - anders als in den vergangenen 3 Jahren - einstweilen beendet und Schnee wird wohl wieder zum eher seltenen Gut.
Marburg, am 31.12.2011
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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