Sehr trüb und nass und ungewöhnlich mild
Winter auch insgesamt zu warm - Droht nun historisches Ozonloch?
Bilanz: Ziemlich nass mit 157 % Regen - sehr mild / Abweichung: +2,7 Grad
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Mit einer Durchschnittstemperatur von 3,6 Grad ist nun auch der dritte Wintermonat, der Februar, in Marburg um mehr als zweieinhalb Grad wärmer ausgefallen, als im Mittel der Jahre. Kältester Morgen war der 25. mit knapp minus 4 Grad in Marburg und örtlich sogar unter minus 5 Grad in der Region. Direkt über dem Erdboden sank das Quecksilber in der Stadt sogar deutlich unter die Minus-5-Grad-Marke und in ausgesetzten Lagen des Umlandes war es dort örtlich sogar fast minus 10 Grad kalt.
Mildester Tag war dagegen der 2. mit plus 11,4 Grad in der Universitätsstadt, aber auch im Umland wurde die 10-Grad-Marke dank atlantischer Meeresluft an diesem Tag fast überall überschritten. Damit endete der Monat nicht nur in der Region, sondern bundesweit viel zu mild. Während der Temperaturüberschuss im Westen nur etwa zwei Grad betrug, war es im Südosten des Landes teils mehr als vier Grad zu warm. Auch auf den Gesamtwinter bezogen war es erheblich zu warm. Daran vermochten auch die wenigen, wirklich kalten Wintertage im Januar nicht viel zu ändern. Insgesamt brachten es die drei klassischen Wintermonate in Marburg nur auf 30 Tage mit Nachtfrost und nur an fünf Tagen blieb die Temperatur auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt. Zwar sind solche sogenannten "Eistage" ab März nicht mehr sehr wahrscheinlich, späte, kurze Winterrückfälle sind aber sogar im April noch möglich.
Bei den Niederschlagssummen blieb der Winter 2015/16 vollauf im Normalbereich, ja war sogar geringfügig feuchter als im Mittel der Jahre. Zwar war der Dezember zu trocken, aber sowohl der Januar, als auch der Februar kamen weit überdurchschnittlich nass daher. Dadurch konnte das vorangegangene Niederschlagsdefizit letztlich mehr als ausgeglichen werden. Dazu trug in Marburg gerade auch der häufige Februarregen maßgeblich bei. Mit 65 Liter pro Quadratmeter kamen hier rund die Hälfte mehr Regen oder Schnee zusammen, als im Mittel der Jahre. Nasse Schneedecken hatten allerdings kaum Bestand und überdauerten meist nur wenige Stunden.
Beim Sonnenschein blieb der Monat weit hinter dem Durchschnitt zurück. So musste man sich im Marburger Land mit kaum zwei Drittel der üblichen Sonnenstunden begnügen. Noch grauer war der Februar in der Rhein-Main-Mosel-Region und in Franken, wo gebietsweise kaum 60 Prozent des Sonnenschein-Solls registriert werden konnten. Und dies galt in leicht angeschwächter Form auch für den Gesamtwinter, der es an Mittelrhein, Mosel und Main nur auf 80 bis 90 Prozent des Sonnenschein brachte. Ganz im Süden sowie im Norden und Nordosten des Landes verlief der Winter dagegen wegen zwischenzeitlicher Hochdruckwetterlagen unterm Strich überdurchschnittlich sonnig.
Bemerkenswert ist übrigens, dass der Winter nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Nordhemisphäre einmal mehr wärmer als im Mittel der Jahre verlief. Gebietsweise erreichten die Temperaturüberschüsse geradezu extreme Ausmaße. Grund hierfür ist der sogenannte Polarwirbel, ein riesiges Tiefdrucksystem über der Arktis, das in diesem Winter besonders stark ausgeprägt war. Während dieses Tief in Bodennähe mit starken Westwinden immer wieder milde Luftmassen weit ins Innere der Kontinente lenkte, sammelte sich in höheren Luftschichten allerdings außergewöhnlich kalte Luft an. So sank die Temperatur in rund 25 Kilometern Höhe über dem Nordpolargebiet verbreitet unter minus 80 Grad. Derart extreme Höhenkälte hat aber auch am Boden Folgen: Experten erwarten im Frühjahr ein massives Ozonloch.
Denn besonders niedrige Temperaturen oberhalb von 20 Kilometern Höhe verstärken dort chemische Prozesse, welche die natürliche Ozonschicht angreifen und teilweise zerstören. Zurück bleibt am Ende jeden Winters ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Ozonloch, das sich erst mit steigenden Temperaturen im Sommer wieder schließt. Eine intakte Ozonschicht filtert die energiereiche UV-Strahlung von der Sonne und schützt so das Leben vor Schädigungen durch die Bestrahlung. Ein ausgeprägtes Ozonloch am Ende des Winters hat dagegen im Frühling ein erhöhtes Sonnenbrandrisiko zur Folge, sodass man bei sonnigem Wetter bereits im März auf guten Sonnenschutz achten muss.
Marburg, am 29.02.2016
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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