Trotz Eisheiligen durchschnittlich warm
Extreme Trockenheit macht der Natur bereits zu schaffen
Bilanz: Extrem trocken mit nur 27 % Regen - etwas wärmer als normal / Abweichung: +1,3 Grad
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Der Wonnemonat Mai ist in der Region über weite Strecken außergewöhnlich trocken verlaufen. Dabei gab es zwar reichlich Sonnenschein, aber auch wolkige Abschnitte, die den von der Natur so dringend benötigten Regen jedoch beharrlich vermissen ließen. Die Temperaturen brachten es dagegen im Mittel mit einem Plus von rund einem halben Grad auf eine leicht überdurchschnittliche Bilanz und trotz einer ausgeprägten Kaltphase zu den Eisheiligen, blieb die Region auch zur Monatsmitte von Spätfrösten verschont.
Letztmals reifkalt war es in den klaren Nächten zum 4. und zum 5. Mai. Dabei kühlte die Luft in Marburg fast bis zum Gefrierpunkt ab und bei leichtem Frost am Erdboden brauchte man in der Frühe den Eiskratzer. Im Umland gab es gebietsweise sogar leichten Luftfrost. Auch tagsüber blieb es mit kaum 15 Grad zunächst sehr frisch. Doch dann ging alles sehr flott: Ein kräftiges Hoch lenkte von Süden her warme Luft zu uns und schon am 7. wurde mit 26 Grad der erste sogenannte Sommertag registriert. Auch an den Folgetagen blieb es mit Maxima nahe 25 Grad frühsommerlich warm, bis uns dann vom 14. bis zum 17. mit leichter Verspätung die Eisheiligen frösteln ließen. Rasch kehrte die Frühsommerwärme dann jedoch zurück, wärmster Tag war der 22. mit knapp über 26 Grad in der Stadt, aber auch anschließend blieb es warm.
Mit nur 17 Liter Regen pro Quadratmeter kamen in Marburg nur 27 Prozent des Klimasolls zusammen, in Teilen des Umlandes teils sogar noch weniger. Diese minimalen Mengen reichten nicht aus, um den gerade während der Hauptwachstumsphase erhöhten Wasserbedarf vieler Pflanzen zu decken. Stellenweise war es so staubtrocken, dass – wie schon im Frühsommer 2015 - wieder Trockenheitsrisse landwirtschaftliche Nutzflächen durchzogen. Unsere Region gehörte allerdings auch mit zu den trockensten Gebieten des ganzen Landes. Im Übrigen ging der Wonnemonat trotz zeitweiliger Wetterkapriolen mit einer absolut ausgewogenen Sonnenscheinbilanz in die Klimastatistiken ein.
Apropos Wetterkapriolen: Immer wieder taucht die Frage auf, warum die Temperatursprünge im Frühjahr häufig größer sind, als in anderen Jahreszeiten? Im vergangenen Mai betrug die Spanne zwischen dem kältesten Morgen und dem wärmsten Nachmittag immerhin mehr als 25 Grad. Zwar kann es auch in anderen Jahreszeiten mal große Schwankungen geben, doch sind sie dann seltener und werden meist auch nicht als so unangenehm wahrgenommen, wie in den Frühlingsmonaten.
Der Hauptgrund für dieses Empfinden liegt auf der Hand: Gerade im Frühjahr sind wir nach Sonne und Wärme geradezu ausgehungert. Monatelang mangelte es nicht nur an Sonnenschein, sondern auch an Temperaturen, die ohne wärmende Kleidung als angenehm erlebt werden können. Wenn es dann also nach langer Zeit endlich mal wieder einen richtig schönen und warmen Tag gibt, empfinden wir jeden Absturz zurück auf das vorherige Niveau auch ganz besonders intensiv.
Kommt hinzu, dass die Temperaturgegensätze im Frühling auch tatsächlich besonders stark ausgeprägt sind. Während sich Luft aus polaren Breiten dann über dem noch kalten Nordmeer nämlich nur wenig erwärmen kann, kommt Warmluft aus dem Süden fast ohne Wärmeverlust bei uns an, denn das Mittelmeer bleibt in den meisten Wintern vergleichsweise warm. Die rasch zunehmende Tageslänge tut dann ihr Übriges dazu.
Marburg, am 31.05.2016
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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