Außergewöhnlich mild und sehr nass
Katastrophale Schneemassen den Hochlagen der Alpen

Bilanz: Außergewöhnlich nass mit 208% Schnee/Regen - ungewöhnlich mild Abweichung: +2,93 Grad
|
Das Jahr 2012 ging im Marburger Land mit einem außergewöhnlich milden und ausgesprochen nassen Januar an den Start. Mit einer Durchschnittstemperatur von knapp 3 Grad lag der Wärmeüberschuss gegenüber dem vieljährigem Mittelwert ebenfalls bei 3 Grad. Damit schickte sich der Winter 2011/12 nach einer ganzen Reihe recht kalter und teils auch sehr schneereicher Winter an, zum wärmsten Winter der letzten 5 Jahre zu geraten. Ähnlich mild war es zuletzt im Winter 2006/07 und davor erst wieder in den 90-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. All diese milden Winter gingen aber auch mit einer Häufung von Sturmwetterlagen einher. Erinnert sei etwa an den Orkan "Kyrill", der im Januar 2007 auch im Marburger Land teils verheerende Schäden hinterließ.
Zum Glück blieb die Region diesmal von schweren Stürmen verschont. Zwar folgte fast den ganzen Monat lang eine atlantische Wetterfront auf die andere, doch zogen die zugehörigen Sturmfelder meist an Mitteleuropa vorbei. Die mit der atlantischen Westdrift verbundenen, ergiebigen Regenfälle trafen die Region jedoch voll: So kam mehr als die doppelte Regenmenge des monatlichen Durchschnitts vom Himmel und so bilanzierte der Januar 2012 nicht nur sehr mild, sondern auch ausgesprochen nass. Dennoch lag auch die Zahl der Sonnenscheinstunden um etwa ein Drittel über dem Durchschnitt.
Mildester Tag war der 2. Januar mit einer Höchsttemperatur von fast 13 Grad in Marburg und im Ebsdorfergrund und immerhin noch 11 Grad im Hinterland. Die kälteste Nacht wurde am 31. mit knapp minus 7,1 Grad in Marburg und minus 9,2 Grad im Hinterland registriert. Unmittelbar über dem Erdboden lagen die Werte dort sogar schon unter minus 10 Grad. Der Monatsletzte war übrigens zugleich der dritte so genannte "Eistag" des Monats, womit Tage bezeichnet werden, an denen auch die Höchsttemperatur nicht über den Gefrierpunkt steigt. Zum Monatsende hatte die Strömung gedreht und von Osten her rollte eine ausgeprägte Kältewelle auf Deutschland zu.
Der zuvor so ungewöhnlich milde Witterungsverlauf ging mit einem Frühstart in der Vegetation einher. So schwärmten, wenn auch nur sporadisch, bereits Anfang Januar die ersten Hasel- und Erlenpollen aus, womit für Pollenallergiker die alljährliche Leidenszeit rund sechs Wochen früher begann, als im Mittel der Jahre. Wenn sich nun wie im heurigen Februar doch noch scharfe Spätwinterkälte einstellt schaltet die Natur einfach in einen "Stand-By"-Modus zurück und macht nach Ende der Kaltzeit da weiter, wo sie zuvor aufgehört hat. Daher dürfte das Frühjahr nach Ende der Februarkälte immer noch mit einem beachtlichen Entwicklungsvorsprung starten. Nur Spätfröste im Frühling könnten ihr wohl noch ernsthafte Schäden zufügen.
Schneefans hatten im Januar wie zuvor schon im Dezember das große Nachsehen: Nur selten taumelten mal ein paar wässrige Flocken vom Himmel, die allenfalls stundenweise auch eine dünne Schneedecke zu bilden vermochten. Aber so schneearm verlief der Winter längst nicht überall in Mitteleuropa. In den Gipfellagen der Mittelgebirge lag den ganzen Monat über reichlich Schnee und in den Alpen schneite es sogar so viel, dass in den Wintersportgebieten mehrfach der Ausnahmezustand verhängt werden musste.
So waren dort wegen der Schneemassen ganze Ortschaften tagelang von der Außenwelt abgeschnitten, weil Straßen und Bahnverbindungen wegen Lawinengefahr gesperrt werden mussten. Zuvor war die Schneedecke etwa in den Hochlagen der österreichischen Arlbergregion schon zur Monatsmitte auf über fünf Meter Höhe angewachsen, aber auch in den bayerischen Alpen türmten sich die Schneemassen da bereits über vier Meter hoch. Zum Monatsende meldete auch die Zugspitze 5 Meter Schnee. So viel Schnee lag dort Mitte Januar seit 30 Jahren nicht mehr.
Marburg, am 31.01.2012
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
|
|