Viel zu trocken und oft sengend heiß
Hitzewellen überrollten Region mit Rekordtemperaturen
Bilanz: Zu trocken mit 63,0% Regen - Erheblich zu heiß, Abweichung: +2,42 Grad
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Einer der heißesten Julimonate seit etlichen Jahren brachte im Marburger Land in den beiden ersten Monatsdritteln einen Wärmeüberschuss von 4 bis 5 Grad. Immer wieder wehte heiße Subtropenluft heran und ließ die Quecksilber an 10 der 21 ersten Monatstage über die 30-Grad-Marke steigen. An nur an 3 Tagen blieb das Quecksilber unter 25 Grad, so dass bis zum 21. insgesamt 18 so genannte Sommertage (= Tage mit mindestens 25 Grad) registriert werden konnten.
Heißester Tag des Monats war der 10. mit knapp 35 Grad in Marburg und Biedenkopf und sogar 36 Grad in Ebsdorf. Und in der Nacht nach dieser geradezu spanischen Rekordhitze kühlte es verbreitet kaum unter 20 Grad ab, im Marburger Stadtgebiet blieb es sogar 21 Grad warm. Aber auch sonst gebärdeten sich die Nächte meist lau mit Tiefstwerten über 15 Grad, nur selten war es auch mal unter 10 Grad frisch. Erst nach Ende der Hitzeperiode wurden die Nächte wieder frischer. Dabei wurde dann in Marburg am Morgen des 25. mit nur 6,5 Grad auch der monatliche Tiefstwert erreicht, im Umland sank das Quecksilber regional sogar knapp unter die 5-Grad-Marke.
Links: Das Marburger Wochendiagramm vom 05. bis 11.07. mit dem heißesten Tag des Jahres, dem 10. Juli. - Rechts: Zwei Wochen darauf wurde mit 6,5 Grad das monatliche Minimum erreicht.
Das zunächst so überaus mediterrane Sommerwetter ging - sehr zum Leidwesen der Landwirte - allerdings auch mit großer Trockenheit einher. So verdunstete die Tageshitze viel Wasser aus den oberflächennahen Bodenschichten, die daraufhin verbreitet austrockneten. Und weil die gelegentlich durchziehenden Tiefausläufer zudem kaum Regen brachten, stellte sich für die Landwirtschaft eine recht kritische Lage ein: Vielfach zeichneten sich bereits erhebliche, trockenheitsbedingte Ernteeinbußen ab.
So fielen bis zum 25. Juli in der Stadt Marburg mit nur 17 Liter Regen pro Quadratmeter nur etwa ein Drittel des Monatssolls, im Ebsdorfergrund und im Raum Biedenkopf kamen in der gleichen Spanne immerhin etwa 30 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen. Allerdings kamen diese Regensummen größtenteils bei kräftigen Gewittergüssen an nur drei Tagen, nämlich am 14., am 17. und am 22. vom Himmel. Da es zuvor bereits seit den ergiebigen Gewittergüssen Mitte Juni kaum noch geregnet hatte, war die lange Trockenheit auf den meisten Anbauflächen bis dahin bereits in Gestalt erster Dürreschäden sichtbar geworden.
In den letzten Monatstagen schlug das Wetter dann jedoch radikal um: Heftige Gewittergüsse verringerten das zuvor aufgelaufene Niederschlagsdefizit deutlich, so dass bis zum Monatsende immerhin noch rund zwei Drittel der im Juli durchschnittlichen Regenmengen zusammen kam. Gleichzeitig sackten die Temperaturen deutlich ab, so dass der mit über 4 Grad enorme Wärmeüberschuss der langen Hitzephase letztlich auf ein freilich immer noch sehr deutliches Plus von etwa 2 1/2 Grad zusammen schmolz. Zugleich konnte sich die große Trockenheit in der heimischen Landwirtschaft wegen der geringeren Verdunstungskraft der fortan heranwehenden Atlantikluft zum Monatsausklang etwas entspannen. Von der zuvor ungewöhnlich hohen Zahl an Sonnenstunden blieb bis zum Monatsende immerhin noch ein Plus von rund 30 Prozent.
Unterm Strich ging der Juli letztlich bemerkenswert sonnig und trocken in die Klimastatistiken ein, als sehr heißer Hochsommermonat, dem gleich eine ganze Serie von Hitzewellen ein wahrhaft südländisches Temperaturniveau aufgeprägt hatten. Sollte der August zu heißem Sommerwetter zurückkehren, könnte sich die Gesamtsommer-Bilanz am Ende sogar der Spitzenstellung des Rekordsommers 2003 annähern oder sie womöglich noch übertreffen. - In diesem Fall würde der Sommer 2010 dann auch als einer der ganz Großen in die Klimastatistiken eingehen.
Marburg, am 31.07.2010
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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