Kalter Wintermonat mit vielen Schneetagen
Hochwinter war außergewöhnlich trüb, sehr trocken und lange Zeit frostig
Bilanz: Ziemlich trocken mit 45,1% Schnee/Regen - Erheblich zu kalt, Abweichung: -2,40 Grad
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So ausnehmend kalt wie im heutigen Januar war der Hochwinter im Marburger Land schon lange nicht mehr: In der gesamten ersten Monatshälfte blieb das Quecksilber mehr oder weniger deutlich unter dem Gefrierpunkt und es lag durchgehend eine geschlossene Schneedecke von mehreren Zentimetern Höhe. Erst am 17. des Monats beendete milde Atlantikluft die Frostperiode und die weiße Pracht schmolz rapide dahin. Aber trotz den vorübergehenden Plusgraden lag die Durchschnittstemperatur zum Monatsende um fast 2 1/2 Grad unter den langjährigen Mittelwerten: Eine weitere, strenge Frostperiode im letzten Januardrittel hatte den Winter aus Nordosteuropa zurück gebracht.
Zugleich war der Hochwintermonat aber auch ausgesprochen trüb und grau verlaufen. Nur an wenigen Tagen gelang es der Sonne für kurze Momente die Wolken zu durchdringen, meist verhüllten jedoch Nebel oder dichte Wolken das Himmelsblau. So konnte von Wetter im Norden bis nach Fronhausen im Südosten bis zum Ende der zweiten Monatsdekade mit kaum 10 Stunden noch nicht einmal ein Viertel des normalen Sonnenschein-Solls verzeichnet werden. Erst das letzte Monatsdrittel brachte der Marburger Region noch ein paar hellere Tage, so dass der Januar mit etwa 20 Sonnenstunden immerhin noch rund die Hälfte des klimatischen Sonnenschein-Solls erreichte. Lichtärmer war es in Deutschland dennoch nur in Teilen Frankens, wo sich die Sonne in Nürnberg noch nicht einmal 10 Stunden lang zeigen mochte.
Die beharrliche Wolkendecke bewirkte aber auch, dass die Nächte nur selten mit wirklich strengem Frost einhergegangen sind, so dass die monatliche Temperaturbilanz nicht noch erheblich kälter ausfallen konnte. So sank das Quecksilber in Marburg in der ersten Monatshälfte nur in der Nacht zum 5. Januar unter die Minus-10-Grad-Marke. Meist traten nur mäßige Nachtfröste zwischen minus 5 und minus 10 Grad auf. Klare Winternächte hätten dagegen infolge der über dem Schnee dann weit stärkeren Wärmeabstrahlung leicht Temperaturen unter minus 15 Grad bescheren können. In einer einzigen solchen, glasklaren Winternacht konnten dann zum Monatsende hin auch tatsächlich die tiefsten Temperaturen des Monats gemessen werden: In den Frühstunden des 27. sank das Quecksilber in Marburg auf minus 14,3 Grad, in Biedenkopf wurden in dieser Nacht sogar sibirische minus 19,7 Grad registriert.
Angesichts der so beständigen Schneedecke mag es verwundern, dass die beiden ersten Monatsdrittel unterm Strich allerdings auch viel zu trocken waren. So kamen bis zum 20. kreisweit noch nicht einmal 8 Liter Niederschlag zusammen, die sich bis zu den Frühstunden des 17. in einer maximalen Schneehöhe von knapp 9 Zentimetern angesammelt hatten, bevor nach kurzzeitigem Tauwetter mit etwas Regen im letzten Monatsdrittel noch etwas kräftigere Niederschläge folgten. Dennoch reichte es im Marburger Land bis zum Monatsende nicht einmal für die Hälfte der monatsüblichen Niederschlagsmenge, so dass der Jänner 2010 nicht nur als ausgesprochen kalt, sondern auch als erheblich zu trocken in die regionale Klimabilanzen einging.
Die Frage, ob die ungewöhnliche kalte Witterung wohl auch noch im Februar andauern wird, ist nicht einfach zu beantworten. Noch gibt es keine Hinweise darauf, dass sich das eingespielte Muster der wetterlenkenden Windströmungen grundlegend ändert. Der seit Wochen vorherrschend nördliche bis östliche Wind könnte uns also durchaus auch im letzten Wintermonat noch eine Reihe frostiger Tage und Nächte bescheren. Allerdings nimmt die Kraft der Sonne nun wieder deutlich zu, so dass die eisigste Zeit inzwischen überstanden sein sollte. Und damit rücken auch erste wirklich milde Vorfrühlingstage zumindest wieder in den Bereich des Möglichen.
Fakt ist jedenfalls, dass kalte Winter in früheren Jahrzehnten auch im Marburger Land gang und gäbe waren. Ungewöhnlich erscheint uns frostiges Winterwetter nur deshalb, weil es in den vergangenen zwanzig Jahren selten geworden war. Insoweit zeichnet sich der gegenwärtige Winter auch keineswegs durch Witterungsextreme, sondern vielmehr durch eine Rückkehr zur Normalität früherer Zeiten aus. Aber auch wenn diese Normalität nicht so recht ins Argumentationskonzept der Mahner vor den Folgen der Erderwärmung zu passen scheint gilt: EIN Winter macht noch keine Trendumkehr ...
Marburg, am 31.01.2010
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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