Erst mild und feucht, dann winterlich
Winter-Chaos am Alpenrand - Alpendörfer ersticken im Schnee

Bilanz: Etwas trockener als normal mit 85 % Regen - etwas milder als im Durchschnitt Abweichung: +1,2 Grad
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Nach sehr mildem Auftakt hat sich der Januar in der zweiten Monatshälfte noch überaus winterlich entwickelt. Kalte Luft aus Nordosteuropa übernahm die Wetterregie und zeigte, dass es hierzulande auch in Zeiten des Klimawandels durchaus noch richtig frostig werden kann: Das zuvor ansehnliche Plus bei der Durchschnittstemperatur schrumpfte immerhin von rund drei auf nur noch knapp mehr als ein Grad zusammen. Doch die kalte Luft war ziemlich trocken und hatte nur wenig Schnee im Gepäck. Obwohl die erste Monatshälfte recht feucht war, fiel die Niederschlagsbilanz des zentralen Wintermonats daher mit nur 85 Prozent des Klimasolls etwas spärlicher aus als im langjährigen Mittel.Die Sonne zeigte sich dagegen fast genauso lang, wie im Durchschnitt der Jahre.
Wärmster Tag war der 13. Januar, wo in der Stadt fast plus 9 Grad gemessen wurden. Kältester Tag war der 21., wo in Marburg ein Tiefstwert von minus 10 Grad gemessen wurde. Direkt über dem dick bereiften Erdboden sank das Quecksilber sogar auf eisige minus 15 Grad. Vor allem im nördlichen Umland war es sogar noch etwas kälter, denn im Burgwald lag eine geschlossene Schneedecke, über der sich die Luft in den klaren Nächten zu Beginn des letzten Monatsdrittels besonders stark abkühlen konnte. Vom 21. an blieben auch die Höchstwerte erstmals im neuen Jahr unter dem Gefrierpunk. Immerhin kamen sodann noch fünf solcher sogenannter "Eistage" zusammen. Zudem gab es 17 Nächte mit Frost.
Mit knapp 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter war es im Januar etwas trockener als im Klimamittel. Immerhin ist anzumerken, dass die Talsperren nach der langen Dürreperiode des letzten Jahres wieder weitgehend aufgefüllt sind. Das aufgelaufene Niederschlagsdefizit ist jedoch noch lange nicht ausgeglichen. Tiefere Bodenschichten sind immer noch zu trocken und brauchen für einen guten Start in die neue Wachstumsperiode in den nächsten Wochen noch reichlich Regen. In Sachen Sonnenschein ließ der Januar dagegen wenig zu wünschen übrig: So zeigte sich die Sonne dank Hochdruckeinfluss zum Monatsende letztendlich fast so oft wie im Mittel der Jahre.
Unterm Strich blieb der Monat hierzulande also eher unauffällig. Der Wechsel von wärmeren und kälteren Witterungsabschnitten ist auch in Zeiten des Klimawandels völlig normal und wenn sich eine kalte Wetterphase im Winter einstellt, gehören Frost und Schnee nun mal dazu. Weitaus weniger "normal" gebärdete sich der Januar dagegen in den Regionen am Nordrand der Alpen: Dort brachten extreme Schneefälle Rekordschneehöhen und so manche Ortschaft in den Bergen erstickte geradezu in den meterhohen Schneemassen. Straßen waren wegen Lawinengefahr tagelang gesperrt und tausende Helfer schaufelten unzählige Dächer frei, die unter den Schneelasten zusammenzubrechen drohten. Mancher sah sich an den katastrophalen Lawinenwinter 1999 erinnert. Aber trotz einigen meist kontrolliert ausgelösten Lawinenabgängen blieben ernsthafte Schnee-Dramen glücklicherweise aus.
Dies hinderte die einsamen Rufer und Mahner des Sensationsjournalismus freilich nicht daran, einmal mehr den Ernstfall, den Klimanotfall, auszurufen, für dessen unabwendbares Walten wir alle selbst die Verantwortung trügen und Schuld auf uns geladen hätten. Denn ohne menschgemachten Klimawandel würde es solche Rekordschneefälle ebenso wenig geben, wie sommerliche Hitzerekorde. Applaus für derlei groteske Argumentation kam einmal mehr von denjenigen unter den "Klimawissenschaftlern", die den Menschen am liebsten ganz von der Oberfläche unseres Planeten tilgen würden, damit ihre mathematischen Formeln endlich wieder klar berechenbare Ergebnisse ausgeben würden.
Tatsächlich ist nicht auszuschließen, dass veränderte Windmuster sowohl an dem außergewöhnlichen Dürresommer 2018, als auch an den alpinen Rekordschneefällen des Januar 2019 beteiligt waren. Aufgabe seriöser Wissenschaft wäre es jedoch, Zusammenhänge zu untersuchen und Mechanismen zu ergründen, statt alarmistischen Schlagzeilen das Wort zu reden und diffuse Zukunftsängste zu schüren.
Marburg, am 31.01.2019
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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