Fast schon so warm wie ein Maimonat
Natur trotz Trockenheit rund vier Wochen im Vorsprung

Bilanz: Trocken mit 71,8 % Regen - außergewöhnlich warm / Abweichung: +3,72 Grad
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Schon seit mehr als einem halben Jahr, nämlich seit dem Oktober 2013, ist jeder Monat in unserer Region zu warm ausgefallen. Seit Dezember betrug der monatliche Wärmeüberschuss mindestens drei bis hin zu vier Grad. Auch der April war im Marburger Umland fast vier Grad wärmer als im Mittel der Jahre. Damit war es schon fast so warm wie in einem normalen Maimonat und entsprechend weit ist die Wachstumsentwicklung in der Natur bereits fortgeschritten. Die meisten Bäume standen schon kurz nach der Monatsmitte in frischem Grün, die Laubbildung war nahezu abgeschlossen.
Wärmster Tag des Monats war der 25., wo in Marburg knapp 24 Grad gemessen wurden. Auch im Ebsdorfergrund war es an diesem Tag um 24 Grad warm und selbst im stets etwas kühleren Hinterland wurden immer noch 21 Grad erreicht. Aber der Monat brachte auch einen kleinen, für die Jahreszeit aber nicht ungewöhnlichen Kälterückfall mit: So sank das Quecksilber am Morgen des 17. in der Region auf reifkalte ein bis zwei Minusgrade, am Boden war es sogar noch etwas kälter. Dennoch hielt sich die Zahl der Frosttage in engen Grenzen: Nur in zwei Nächten sank das Quecksilber knapp unter den Gefrierpunkt.
Begleitet wurden das ansehnliche monatliche Temperaturplus von vorwiegend freundlicher Witterung. Trotz einigen wolkenverhangenen Tagen lag die Zahl der Sonnenstunden unterm Strich im Normalbereich, wobei es im Marburger Land mit nur 93 Prozent des Solls sogar noch etwas trüber als in anderen Regionen Deutschlands war. Launisches Aprilwetter mit dem so typischen Wechsel von Sonne, Schauern und ersten Gewittern vermochte sich jedenfalls nur an wenigen Tagen und auch dann nur in stark abgemilderter Form einzustellen. Das daher vergleichsweise angenehme Wetter und die schon lange hellen Abende lockten viele ins Freie.
Des Einen Freud' ist des Anderen Leid: So konnte sich die seit Mitte Februar andauernde Trockenheit in der Region auch im April zunächst weiter verschärfen. So gab es in Marburg bis zum 22. April nur 8 Liter Regen pro Quadratmeter, was nicht mal 15 Prozent der "normalen" monatlichen Regensumme entspricht. Im Grund und im Hinterland war die klimatische Wasserbilanz nicht minder angespannt, nennenswerter Regen war überall Mangelware. Für flach wurzelnde Gewächse hatte die hartnäckige Trockenheit bereits dramatische Folgen. Sie fanden in den staubtrockenen, oberen Bodenschichten nicht mehr genug Wasser für eine zügige Weiterentwicklung. Die meisten Gartenpflanzen waren längst auf das tägliche Gießen angewiesen. Doch auf vielen Feldern ließ sich künstliche Beregnung nicht umsetzen.
Erlösung brachten schließlich die letzten Monatstage, wo es gleich mehrere Wetterfronten schafften, die beharrliche Vorherrschaft der Frühlingshochs zu brechen. So regnete es endlich mal wieder ergiebig und die klimatische Wasserbilanz wurde deutlich aufgebessert. So kamen letztlich immerhin noch knapp über 70 Prozent des klimatischen Mittels an Regen zusammen, genug um die schlimmsten Folgen der vorangegangenen Dürre ein wenig zu lindern.
Marburg, am 30.04.2014
Herzlichst, Ihr Jürgen Vollmer
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